HMI 2017: Diese Trends sollten Sie verfolgen
Fünf Tage lang haben Aussteller aus aller Welt innovative Lösungen auf der HMI 2017 in Hannover vorgestellt. Im Fokus: neue Wege für Unternehmen, um sich erfolgreich zu digitalisieren. Welche neuen Trends und spannende Entwicklungen hier zu erwarten sind, fasst CANCOM.info für Sie zusammen.

Auf der HMI versammeln sich die Größen aus Industrie, Wirtschaft und IT. (Bild: © Deutsche Messe AG / flaticon.com)
Roboter, die Hand in Hand mit Menschen arbeiten. Maschinen, die selbstständig Bescheid geben, wann die nächste Wartung ansteht. Geräte, die dank enormen Datenmassen und Informationen zum digitalen Abbild der realen Maschinen werden. Bis vor einigen Jahren war noch undenkbar, wohin sich die Industrie heute bereits mit großen Schritten bewegt.
In diesem Jahr präsentierten über 6.500 Aussteller aus mehr als 70 Ländern auf der HMI die neuesten Innovationen, die die industrielle Produktion immer weiter vereinfachen, verbessern und automatisieren sollen.
CANCOM.info fasst für Sie die zentralen Themenbereiche zusammen.
Digital Twin: Eine digitale Kopie in der Produktion
Was auf den ersten Blick absurd erscheint, ist in der Industrie mittlerweile Realität und vielleicht der wichtigste Trend der HMI 2017: der Digital Twin. Wer heute eine Maschine plant, schafft aus Daten-Sicht im Prinzip eine identische, digitale Kopie der Anlage. Dieses Vorgehen kann für Unternehmen enorme Vorteile haben.
Der digitale Zwilling der Maschine entsteht in der Planungsphase als virtuelles 3D-Modell und eignet sich besonders für Testzwecke. Noch vor dem tatsächlichen Bau einer Maschine können durch den Digital Twin beispielsweise Fehlfunktionen frühzeitig an der Digitalkopie entdeckt und ausgebessert werden – dadurch entfällt der Bau eines kostspieligen Prototyps.
Nach dem Bau des realen Geräts werden Daten stets über Sensoren erfasst und an die Kopie weitergegeben – damit werden Material, Sensorik und Dynamik, aber auch alle Statusveränderungen ebenso auf dem digitalen Modell abgebildet. Tritt ein Fehler auf, können Ingenieure ihre Lösungsansätze zunächst am digitalen Zwilling erproben – und bei erfolgreicher Reparatur das Problem „in der Realität“ schnellstmöglich beheben.
Cobots: Smarte Roboter als Dienstleister in Unternehmen

Roboter sollen als Alltagshelfer auch bald im Einzelhandel oder Büroräumen zur Verfügung stehen. Im Bild zu sehen ist ein BionicCobot von Festo. (Bild: Festo AG & Co. KG)
Lernfähig und mit Feingefühl – die Roboter der Zukunft sollen Cobots werden, „kollaborative Roboter“. Und dadurch sollen sich Cobots auch von klassischen Industrierobotern unterscheiden.
Denn im Gegensatz zu Industrierobotern, die in abgetrennten Fertigungshallen arbeiten, kommen sich Mensch und Cobot im täglichen Arbeiten sehr nahe.
Die Idee: Der „Assistenz-Roboter“ soll einfache oder auch eintönige Arbeiten, wie etwa die Montage bestimmter Bauteile, übernehmen und seinem menschlichen Kollegen zur Hand gehen.
Ein paar Beispiele:
- Der BionicCobot von Festo: Die Maschine soll kleine Plastikteile zusammenbauen, Werkstücke halten und Menschen bei der Montage unterstützen. Vor allem bei monotonen oder gefährlichen Tätigkeiten soll dieser Roboter den Menschen – laut Festo – „kraftvoll und dynamisch“ Arbeit abnehmen.
- Der Schunk Co-act JL1 „Greifer“: Ähnlich dem BionicCobot soll der Greifer von Schunk Werkstücke halten können. Zusätzlich ist dieser Roboter mit Sensoren ausgestattet und erkennt menschliche Interaktionen. Sollte beispielsweise die Hand des Mitarbeiters einmal im Weg sein, hört der Greifer direkt mit seiner Arbeit auf und wartet, bis der menschliche Arm wieder in Sicherheit ist.
- Der „LBR iiwa“ von Kuka: Auch dieser Cobot verfügt über Sensoren und soll Menschen bei der Arbeit unterstützen. Doch besonders das Modell von Kuka überraschte die Besucher der HMI. Denn der Cobot kann beispielsweise nicht nur in der Industrie bei der Montage helfen. Er holt auch Kaffee, gibt Handzeichen und stellt Bier im Kühlschrank kalt.
LBR iiwa im Video – so arbeiten Cobots in der Realität
Quelle Video: Youtube/ Ford Europe
Integrated Energy: Energiesysteme der Zukunft
Unter dem Buzzword „Integrated Energy“ verbirgt sich ein bisher eher unbekanntes Thema der Industrie. Dieses könnte jedoch zunehmend relevant für Unternehmen werden.
„Integrated Energy“ bezeichnet Lösungen, die das aktuell schwankende Angebot an erneuerbaren Energien erkennen und jederzeit kompensieren können.
Auf der HMI 2017 wurde das Thema vermehrt von unterschiedlichsten Herstellern wie Mennekes oder innogy aufgegriffen. Diese legten den Fokus auf die Entwicklung von Stromnetzen sowie von Speichermedien für überschüssige erneuerbare Energie.
Weitere vorgestellte Trends auf der HMI
Auf der HMI 2017 wurden zudem noch diese Themen besetzt:
- VR-Brillen und Exoskelette: Lösungen, welche die Mensch-Maschine-Interaktion vorantreiben sollen.
- Smart Factory: Für die Umsetzung der „intelligenten“ Fabrik spielt die sichere Vernetzung von Geräten eine zentrale Rolle. Denn diese bildet die Basis für eine erfolgreiche Digitalisierung. Weitere Informationen hierzu erfahren Sie auch im Interview mit Cisco.
- Smart Supply: Automatisierte Liefernetzwerke sollen die klassische Supply Chain in der Industrie in Zukunft übernehmen. So könnten Maschinen und Fertigungsanlagen automatisiert Bestellungen aufgeben, wenn Ressourcen für die Produktion ausgehen.
Quelle Titelbild: © muratsenel / iStock