6. Juni 2017 | pArtikel drucken | kKommentieren

Forscher können mit WLAN erstmals durch Wände sehen

Wissenschaftler aus München können mithilfe eines normalen WLAN-Senders erstmals „durch Wände sehen“. Wie dieses neue Abbildungsverfahren funktioniert und wie es zukünftig eingesetzt werden könnte, erfahren Sie hier.

Was bisher nur durch aufwändige Lasertechniken möglich war, schaffen nun auch die Frequenzen eines haushaltsüblichen WLAN-Senders: die Erstellung eines optischen Hologramms.


Hintergrund: Hologramme sind dreidimensionale Abbildungen und überschreiten die Möglichkeiten der Fotografie und des klassischen Films. Die neueste Entwicklung der Hologramme lässt sich durch die Mikrowellenstrahlung eines WLAN-Senders erstellen und visualisiert so Inhalte jeglicher Art.


WLAN kann Wände durchdringen

Herkömmliche Visualisierungsverfahren ermöglichten zwar bisher die Ortung von Mikrowellenstrahlung innerhalb eines Raumes, dass aber ein gesamter Raum mit einem normalen WLAN-Router in einem dreidimensionalen Schaubild abgebildet werden kann, ist neu.

Wissenschaftler der technischen Universität München (TUM) gehen mit diesem kürzlich vorgestellten Verfahren sogar noch einen Schritt weiter und versuchen, die Mikrowellen-Hologramme mit Smartphone-Kameras zu kombinieren – immer leistungsstärkere Prozessoren auf den mobilen Endgeräten machen es möglich.

So könnte ein Smartphone durch WLAN-Funkwellen gewonnene Zusatzinformationen direkt auswerten und anzeigen. Letztendlich kann das neue Visualisierungsverfahren fast alles erkennen, was „funkt“ – beispielsweise Smart Home-Geräte. Umso mehr demnach sendet, umso mehr Informationen können ausgewertet und direkt im Kamerabild des Smartphones angezeigt werden.

Vielfältige Einsatzmöglichkeiten

Die möglichen Anwendungsgebiete sind immens – vom Einsatz in der Industrie bis hin zu Naturkatastrophen.

In der Industrie könnten beispielsweise Bauteile in Großbaustellen lokalisiert oder Verkehrsströme visualisiert werden – etwa in der Schifffahrt, auf Flughäfen oder im Straßenverkehr.

Bei Naturkatastrophen könnte mithilfe von „WLAN-Bildern“ die Bergung von Verschütteten nach Lawinen oder einem eingestürzten Haus beschleunigt und vereinfacht werden. Durch das neue Visualisierungsverfahren würden Bergungsteams die Möglichkeit haben, schwere Trümmerstücke zu umgehen oder verbliebene Hohlräume für die Rettung zu identifizieren, um so schnell zum Opfer zu gelangen.

Und was ist mit dem Thema Sicherheit?

Laut Dr. Friedemann Reinhard, Leiter der Emmy Noether Forschungsgruppe für Quantensensoren am Walter Schottky Institut der TU München, müssen sich Unternehmen und Privatpersonen keine Sorgen um Spionage machen.

„Dass sich das Verfahren in naher Zukunft für Spionage eignet, ist eher unwahrscheinlich. Man müsste dazu eine große Antenne um das Gebäude herumfahren, was kaum unbemerkt bleiben dürfte“ sagt Dr. Reinhard.

Quelle Titelbild: © dim4ik-69 / iStock

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