Was 5G für die Wirtschaft bedeutet
So langsam wird es voll im internationalen Mobilfunknetz. Immer mehr Smartphones und vor allem IoT-Devices sorgen dafür, dass die Funkmasten mit den Übertragungsstandards LTE und den Vorgängerversionen in den nächsten Jahren am Limit sein werden. Die Lösung zur Entlastung und Beschleunigung der überfüllten Funkzellen: der neue Mobilfunkstandard 5G.
Bereits im Februar 2017 wurde ein Device vorgestellt, das in der angestrebten Geschwindigkeit eines 5G Netzes funkt. So präsentierte ZTE auf der weltgrößten Branchenmesse Mobile World Congress 2017 (MWC) in Barcelona sein “Gigabit Phone”, das, zumindest dem Namen nach, Downloadgeschwindigkeiten von mehr als einem Gigabit erreicht. Ein wenig getrickst hatte der Anbieter jedoch. Denn das Gerät bündelt im Grunde „nur“ mehrere 4G-Bandbreiten, ohne wirklich 5G zu sein. Und genau hier liegt aktuell noch das Problem.
Der Standard für 5G steht noch nicht fest
Der Ausdruck “Standard” wird bei 5G häufig zu weit gefasst. Denn noch haben sich die Teilnehmer des Projekts “Next Generation Mobile Networks” (NGMN) – bestehend aus Mobilfunkunternehmen und -ausrüstern – nicht auf verbindliche Spezifikationen festgelegt. Im März 2015 hatte das Projekt ein erstes Whitepaper veröffentlicht, das grob umriss, wohin die Reise gehen soll.
Im Vergleich zu LTE soll 5G mit 10 GBit/s hundert Mal so hohe Datenraten erlauben, dabei höhere Frequenzbereiche nutzen, die Latenzen auf unter eine Millisekunde verkürzen und den Energieverbrauch um bis zu 90 Prozent senken. Und das alles bei deutlich mehr Geräten pro Funkzelle. Diese Eckpfeiler hatte das NGMN vor allem mit dem Hintergrund der zunehmenden Anzahl an vernetzten Devices in Zeiten von IoT festgelegt.
Der Nutzen für die Wirtschaft
Ein Wirtschaftssektor, der aktuell einen enormen Boom erlebt und den maschinenbauenden Zulieferern in Deutschland einen enormen Auftrags- und Umsatzeingang beschert, ist die Automobilindustrie. Diese Industrie wird in den nächsten Jahren für ihre Elektroautos und Connected Cars schnelle Datenverbindungen mit kurzen Latenzzeiten benötigen.
Audi, BMW, Daimler, Ericsson, Huawei, Intel, Nokia und Qualcomm haben sich aus diesem Grund bereits letztes Jahr zur 5G Automotive Association (5GAA) zusammengeschlossen, um die Technologie speziell in diesem Bereich voran zu bringen.
Auch Zulieferer wie Siemens, Bosch, ThyssenKrupp oder KION werden in Zukunft schnelle Übertragungsraten und stabile Netze benötigen, um ihre vernetzten Devices, Sensorik und ferngesteuerte Maschinen zuverlässig bedienen zu können. Weitere Wirtschaftszweige, die von 5G profitieren könnten, sind das Transportwesen sowie die Logistikbranche.
So könnte 5G beispielsweise in Warenlagern und großen Logistikzentren, etwa bei DHL, für intelligente Assistenzsysteme genutzt werden: Informationen wie zum Beispiel Arbeitsanweisungen ließen sich dank 5G direkt über das weltweite Mobilfunknetz auf die Augmented Reality Brillen der Mitarbeiter übertragen. Unternehmen bräuchten somit kein eigenes Mesh-Netzwerk mehr. Dies wiederum würde zu einer höheren Ausfallsicherheit des Netzwerks führen.
Das 5G Netz als Turbo des Breitband-Motors
Im kommerziellen Bereich haben die Unternehmen Ericsson, Telia und Intel Ende September gemeinsam das erste 5G Netzwerk der Welt in Estlands Hauptstadt Tallinn eingerichtet. Auf einem Kreuzfahrtschiff stellte die 5G-Verbindung Internet für rund 2.000 Passagiere zur Verfügung. Aktuell muss diese Verbindung allerdings noch über ein spezielles WLAN bereitgestellt werden. Laut einem Bericht von golem.de gibt es nämlich noch keine kompatiblen Endgeräte für 5G.
Dies wird sich vermutlich bald ändern: Aufgrund der einfachen Verfügbarkeit könnte 5G den Breitbandausbau in Deutschland deutlich beschleunigen – und damit den wirtschaftlichen Erfolg für Unternehmen.
Quelle Titelbild: © alexsl/iStock