Deutsche Startups zunehmend von Politik ernüchtert

Bei Startups in Deutschland macht sich Ernüchterung über die Politik breit. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Bitkom-Studie. Demnach geht eine Mehrheit davon aus, dass nur ein Bruchteil der Maßnahmen umgesetzt werden, die im Koalitionsvertrag festgehalten sind.

Entsprechend schlecht bewerten viele deutsche Gründer den Koalitionsvertrag in Hinblick auf die Startup-Politik. Laut Studie wird der Vertrag mehrheitlich mit der Schulnote „ausreichend“ bewertet – nur 3 Prozent der über 300 befragten Jungunternehmer beurteilen diesen als „gut“. Jeder zehnte vergibt sogar die Note „ungenügend“.

Ein zentraler Grund für diese Bewertung sei, dass viele deutsche Startups nicht an eine Umsetzung der 25 Maßnahmen – darunter etwa die Errichtung eines nationalen Digitalfonds zur finanziellen Förderung sowie der Abbau von bürokratischen Hürden – glauben, die im Koalitionsvertrag festgeschrieben sind und Startups unterstützen sollen.

Laut Studie erwartet eine deutliche Mehrheit von 79 Prozent, dass nur wenige Vorhaben tatsächlich realisiert werden. Optimistisch äußern sich lediglich 7 Prozent. 8 Prozent rechnen sogar damit, dass nichts passieren wird.

Politik habe kein Verständnis für Startups

Allgemein bringe die Politik kein Verständnis für die Probleme von Startups auf. Das sagen 86 Prozent der befragten Jungunternehmer. Mit der „Startup-Nation Deutschland“ meine es die Politik nicht wirklich ernst – obwohl die Politik die Bedingungen für Startups in Deutschland entscheidend verbessern könnte.

Knapp drei von vier Befragten fordern, dass die Politik möglichst große Freiräume für Startups schaffen und sich ansonsten heraushalten soll. Laut Studie beurteilen vier von zehn Startups ihre aktuelle Situation besser als vor zwei Jahren – das seien weniger als im vergangenen Jahr (54%).

„Viele Startups wissen, dass sie in vielen Bereichen auf die Politik angewiesen sind. Dabei geht es nicht vordergründig um finanzielle Förderung. Vor allem leiden innovative Tech-Startups ganz besonders unter Überregulierung etwa in der Finanz- oder Gesundheitsbranche und übermäßig strenger Auslegung von Datenschutzvorgaben, die Entwicklungen im Bereich Datenanalyse und Künstlicher Intelligenz gerade mit Blick auf Wettbewerber aus den USA oder China beeinträchtigen“, so Bitkom-Präsident Achim Berg in der offiziellen Pressemitteilung des Unternehmens.

Angesichts des zunehmenden Misstrauens sieht Berg dringenden Handlungsbedarf: „Das Vertrauen der Startups in die Politik schwindet. Es gibt nur ein Mittel, das zu ändern: Startup-Politik nicht nur aufschreiben, sondern machen. Von einer entschlossenen Startup-Politik würden nicht nur Startups direkt profitieren, sondern indirekt auch alle deutschen Leitbranchen, die bei der Digitalisierung dringend das Tempo erhöhen müssen.“

Hintergrund zur Studie

Für die Studie hat Bitkom 302 IT- und Internet-Startups in Deutschland befragt. Dabei wurden folgende Fragen gestellt:

„Wie hat sich die Situation für euer Startup in Deutschland in den vergangenen zwei Jahren eurer Meinung nach verändert?“, „Was kann Politik überhaupt für Startups leisten?“ , „Welche Note gibst du dem neuen Koalitionsvertrag in Hinblick auf seine Startup-Politik?“ und „Was glaubst du, welcher Anteil dieser angekündigten Maßnahmen wird in den kommenden vier Jahren auch wirklich umgesetzt?“

Quelle Titelbild: © rawpixel/Pixabay

 

Hier schreibt Christian Schinko für Sie

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