Ob Gesundheits-Apps, Wearables oder Künstliche Intelligenz: Die Digitalisierung im Gesundheitswesen birgt zahlreiche Facetten. Doch was sagen die Ärzte dazu? Das wollte der aktuelle Digitalisierungsreport 2019 herausfinden. Das Ergebnis: Ärzte in Deutschland beurteilen Digital Health grundsätzlich positiv – falls bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind.
31. Januar 2019
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Bild: © rawpixel/unsplash.com
Laut dem Report, der von der DAK-Gesundheit und der „Ärzte Zeitung“ herausgegeben wurde, ist den 2.300 befragten Ärzten eines besonders wichtig: Digital Health-Anwendungen müssen einen konkreten Nutzen aufweisen. So müssten sie Diagnosen erleichtern, Praxisabläufe optimieren oder wirtschaftliche Vorteile mit sich bringen.
„Ob digitale Lösungen in der Praxis angewandt werden, steht und fällt mit ihrem Nutzwert für Ärzte“, wird Wolfgang van den Bergh, Chefredakteur der „Ärzte Zeitung“, im Fachmagazin „Pharma Relations“ zitiert. „Digitale Anwendungen müssen ihnen ganz konkret die tägliche Arbeit erleichtern, sei es bei der Diagnose, der Kommunikation mit Kollegen oder der Verwaltung.“
Als Möglichkeit, digitale Lösungen im Gesundheitswesen zu nutzen, führt der Digitalisierungsreport die Patientenberatung außerhalb von Sprechzeiten auf. 62 Prozent der Befragten können sich demnach vorstellen, mit Patienten über eine zentrale Anlaufstelle (z.B. die Bereitschaftsdienstnummer 116117) per Telefon, Chat oder Videokonferenz in Kontakt zu treten und sie an die jeweilige Versorgungsebene zu vermitteln. Dies soll überfüllte Notaufnahmen verhindern. Weiterhin wird das Szenario erwähnt, mit einer elektronischen Gesundheitsakte (eGA) Wechselwirkungen zwischen Medikamenten zu überprüfen – was die überwiegende Mehrheit positiv bewertet (71 Prozent).
Andere in der Studie genannten, digitalen Lösungen sind Online-Terminvereinbarungen, Videosprechstunden zwischen Arzt und Patient, automatisierte Chatbots – die Diagnosen mittels Künstlicher Intelligenz erstellen – sowie Telekonsile: Hier schicken Ärzte beispielsweise Röntgenaufnahmen digital an Kollegen, um gemeinsam eine medizinische Fragestellung zu lösen.
Aber: Im Alltag finden Digital Health-Lösungen in Deutschland bisher kaum Anwendung. Das geht aus dem Report klar hervor. Zum Beispiel hätten nur 8 Prozent der Befragten konkret mit einer eGA zu tun gehabt. Ähnlich sieht die Situation bei Videosprechstunden (9 Prozent), automatisierten Chatbots (6 Prozent) und Telekonsilen (16 Prozent) aus. Nur Online-Terminvereinbarungen seien relativ verbreitet (45 Prozent). Folglich weist der Report auf den aktuellen Digital Health-Index hin, der Deutschland ein schlechtes Zeugnis ausstellt, wenn es um die Digitalisierung des Gesundheitswesens geht. Unter den 17 untersuchten Ländern belegt Deutschland dort den vorletzten Platz. Nur Polen schneidet noch schlechter ab. Spitzenreiter ist Estland.
Dass Deutschland den Anschluss verpasst hat, betont auch eine kürzlich veröffentlichte McKinsey-Studie. Dies sei problematisch: Ein digitales Gesundheitswesen könne nicht nur Kosten senken, sondern auch Probleme wie den Personalmangel in ländlichen Regionen entschärfen.
Um die Digitalisierung im Gesundheitswesen voranzutreiben, stellt Andreas Storm, Vorstandsvorsitzender der DAK-Gesundheit, im Fachmagazin „Pharma Relations“ klare Forderungen. „Wir brauchen einen ganzheitliche Digital-Health-Strategie für Deutschland“, so Storm. „Diese muss den Gestaltungsrahmen vorgeben und gleichzeitig flexibel genug sein, um Freiraum für Innovationen zu schaffen.“
Wie das Deutsche Ärzteblatt im November 2018 berichtete, hat das Bundesgesundheitsministerium bisher jedoch keine nationale Digitalisierungsstrategie erarbeitet. Man möchte aktuell an den bereits gesetzten Zielen festhalten, heißt es weiter. Dazu zählten die elektronische Patientenakte, das E-Rezept sowie die Nutzung von Künstlicher Intelligenz.