Am Dienstag hat die Auktion zur Versteigerung der 5G-Frequenzen am Standort Mainz der Bundesnetzagentur (siehe Bild) begonnen. Vertreten sind vier Unternehmen: die Deutsche Telekom, Telefónica Deutschland, Vodafone sowie 1&1 Drillisch. Wie lange die Versteigerung dauern wird, ist völlig offen. Die Gesamtsumme könnte in die Milliarden gehen. CANCOM.info präsentiert die wichtigsten Fakten und Hintergründe rund um die Auktion.
21. März 2019
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Lesedauer: ca. 3 Min.
Bild: © Bundesnetzagentur
Es wird ein harter Preiskampf werden. Das erwarten Branchenkenner spätestens mit dem Einstieg von 1&1 Drillisch, wie die FAZ berichtet. Der Aktionsneuling gab in den ersten drei Runden einen Großteil der Gebote ab, die insgesamt 314 Millionen Euro ausmachten. Und dabei steht die Versteigerung, wenn man die Vergangenheit betrachtet, erst am Anfang.
So dauerte die letzte Auktion 2015, bei der Frequenzen für mobiles Breitband versteigert wurden, 16 Tage und 181 Runden. Die Gesamtsumme lag bei knapp 5,1 Milliarden. Mit sechs Wochen und 224 Runden nahm die Versteigerung im Jahr 2010 noch mehr Zeit in Anspruch.
Den konkreten Ablauf der 5G-Auktion beschreibt die Bundesnetzagentur in einer offiziellen Pressemitteilung. Insgesamt werden 41 Frequenzblöcke gleichzeitig versteigert. Die vier an der Versteigerung beteiligten Unternehmen – also die Deutsche Telekom, Telefónica Deutschland, Vodafone und 1&1 Drillisch – können Gebote auf mehrere Blöcke abgeben. Das Mindestgebot liegt bei jedem Block zwischen 1,7 und 5 Millionen Euro. Pro Auktionsrunde darf maximal eine Stunde vergehen. Sobald in einer Runde kein Unternehmen mehr bietet, endet die Auktion. Für jeden Block gelten dann die Höchstgebote, die bis zu diesem Zeitpunkt ausgehandelt wurden.
Jochen Homann, Präsident der Bundesnetzagentur, betont die Bedeutung der Versteigerung für Deutschland: “5G ermöglicht Deutschland den Schritt in die digitale Zukunft. Es ist gut, dass die Versteigerung nun beginnt und wir damit den weiteren Ausbau der Mobilfunknetze in Deutschland fördern können.”
Unternehmen, die erfolgreich geboten haben, müssen bis Ende 2022 die wichtigsten Verkehrswege für Auto und Bahn sowie 98 Prozent der Haushalte je Bundesland mit schnellen Datenverbindungen versorgen. Bis Ende 2024 sollen alle weiteren Verkehrsstraßen und Schienenwege sowie Seehäfen und das Kernnetz der Wasserstraßen folgen. Diese Versorgungsauflagen sind für die Deutsche Telekom, Telefónica Deutschland und Vodafone verpflichtend. Für 1&1 Drillisch gelten als Neueinsteiger leichter umsetzbare Vorgaben.
Glücklich sind die Deutsche Telekom, Telefónica Deutschland und Vodafone über die Versorgungsauflagen nicht. Im Gegenteil: Alle drei bezeichneten die Auflagen im Vorfeld der 5G-Frequenzauktion als unzumutbar. Außerdem kritisierten die Netzbetreiber das sogenannte “Verhandlungsgebot”. Dieses schreibt vor, dass sie mit anderen Firmen sprechen müssen, wenn diese ihre Netze verwenden möchten. Die drei Betreiber befürchten, dass sie damit, ähnlich wie beim “National Roaming”-Modell, gezwungen werden, ihre Netze gegenüber Konkurrenten zu öffnen. Und das, so die Argumentation, würde ihre Investitionen entwerten.
Mit dem Ziel, die Rahmenbedingungen des Mobilfunkausbaus zu ändern und so die Auktion hinauszuzögern, reichten die Deutsche Telekom, Telefónica Deutschland und Vodafone Eilanträge beim Kölner Verwaltungsgericht ein. Das Gericht lehnte diese ab – wie etwa Zeit Online, basierend auf einer dpa-Meldung, am 15. März 2019 berichtete. Die von der Bundesnetzagentur festgelegten Ausbauregeln seien rechtmäßig. Dies gelte sowohl für die Versorgungsauflagen als auch für das Verhandlungsgebot.
Update vom 23.04.2019:
Nach rund fünf Wochen 5G-Auktion liegt die Gesamtsumme bei 5,4 Milliarden Euro – und damit deutlich höher als angenommen. Das berichten unter anderem die Tagesschau und Heise Online. So wurde im Vorfeld ein Betrag von etwa drei bis fünf Milliarden Euro erwartet. Kritik an dieser Entwicklung äußern FDP, Grüne und ver.di. Ihre Befürchtung: Die Netzbetreiber müssen so viel Geld für den Erwerb der 5G-Frequenzblöcke ausgeben, dass sie weniger in den eigentlichen Netzausbau investieren können.
Wie notwendig dieser Netzausbau in Deutschland ist, zeigt der 5G-Länderindex des Beratungsunternehmens Arthur D. Little – über den unter anderem IT-Business berichtet. Für den Index wurde die technische Infrastruktur sowie die Vermarktung von 5G in 40 Ländern ermittelt. Das Ergebnis fällt für Deutschland ernüchternd aus. Während Länder wie Südkorea und USA führend sind, rangiert Deutschland nur im Mittelfeld.
Entsprechend äußert sich Michael Opitz, Partner von Arthur D. Little: “Die Analyse stellt Deutschland kein gutes Zwischenzeugnis auf dem Weg zur Highspeed-Vernetzung aus. Das selbst ernannte Ziel, führend beim Standard 5G zu werden, ist noch sehr weit entfernt, obwohl dieser den Wirtschaftsstandort Deutschland deutlich stärken kann.”
Tatsächlich ist 5G, wie auch der Länderindex hervorhebt, für die Digitalisierung von zentraler Bedeutung. Vor allem Industrieunternehmen können nachhaltig von der Technologie profitieren. So bietet 5G um ein Vielfaches mehr an Kapazität wie die Vorgängertechnologie 4G, um Maschinen intelligent zu verbinden und damit das Thema IoT voranzutreiben – CANCOM.info berichtete.