Bitkom-Umfrage
Knapp eineinhalb Jahre nach Einführung der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) haben zwei Drittel der Unternehmen diese mindestens zu großen Teilen umgesetzt. Das geht aus einer repräsentativen Umfrage von Bitkom Research hervor. Die Ergebnisse im Detail.
17. September 2019
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Bild: © andibreit/pixabay.com
So haben 67 Prozent der befragten Unternehmen die neuen Datenschutzregeln größtenteils realisiert. Allerdings hat erst ein Viertel (25 Prozent) die Umsetzung der DSGVO vollständig abgeschlossen. Ein weiteres Viertel (24 Prozent) hat die Verordnung teilweise umgesetzt, 6 Prozent stehen noch am Anfang.
„Die Datenschutz-Grundverordnung trifft vor allem kleine und mittlere Unternehmen hart“, meint dazu Susanne Dehmel, Mitglied der Bitkom-Geschäftsleitung in der offiziellen Pressemitteilung. „Nach wie vor bestehen große Unsicherheiten bei der Auslegung der neuen Regeln. Eine vollständige Umsetzung der DS-GVO scheint vielen Unternehmen unmöglich.“
Für gut zwei Drittel der befragten Unternehmen (68 Prozent) seien Rechtsunsicherheit und schwer abzuschätzende Umsetzungsaufwände die größten Herausforderungen bei der Umsetzung der DSGVO. Mehr als die Hälfte (53 Prozent) benennt fehlende Unterstützung bei der Umsetzung, etwas mehr als ein Drittel (37 Prozent) sieht fehlendes Fachpersonal als größte Herausforderung. Den höchsten Aufwand haben der Umfrage zufolge die Unternehmen dabei, die neuen Informations- und Dokumentationspflichten zu erfüllen (97 Prozent). 93 Prozent bescheinigen der Prozesskatalogisierung einen sehr hohen Aufwand, 86 Prozent dem Vertragsmanagement. 82 Prozent sehen aufgrund der DSGVO-Vorgaben hohe Aufwände im Betrieb der Unternehmenswebseiten.
Gleichzeitig hat die Umfrage ermittelt, dass die neuen Datenschutzregeln Innovationsprojekte verhindert hat. Jedes siebte Unternehmen gibt an, dass wegen der DSGVO innovative Projekte gescheitert sind. Dazu meint Bitkom: „Wir müssen die Datenschutzregeln so weiterentwickeln, dass der Schutz der Privatsphäre und die Entwicklung innovativer datengetriebener Geschäftsmodelle in Einklang gebracht werden können. Datenschutz sollte kein lästiger Bremsklotz, sondern Leitplanke mit Orientierungsfunktion für datenbasierte Dienste sein.“
So fordern fast sämtliche Unternehmen (98 Prozent) Nachbesserungen der DSGVO. Denn: 95 Prozent sind der Meinung, dass die Vorgaben nicht komplett umsetzbar sind. Laut der Umfrage meint sogar jedes sechste Unternehmen, die DSGVO sei geschäftsschädigend. Doch fast zwei Drittel der Befragten (64 Prozent) sind überzeugt, dass die DSGVO weltweit Maßstäbe für den Schutz von Personendaten liefert. Ebenso sieht ein Viertel in der Datenschutz-Grundverordnung Vorteile für das eigene Unternehmen.
Neben der DSGVO müssen sich Unternehmen demnächst auf ein weiteres Datenschutz-Regelwerk einstellen, die sogenannte ePrivacy-Verordnung. Diese gilt als Ergänzung der DSGVO im Bereich der elektronischen Kommunikation und wird derzeit in der EU verhandelt. Bereits 90 Prozent der befragten Unternehmen ist ePrivacy ein Begriff und wiederum 79 Prozent haben sich bereits damit auseinandergesetzt. Doch insgesamt steht die Wirtschaft der neuen Verordnung gespalten gegenüber. So sagen drei Viertel der Befragten, dass die ePrivacy-Verordnung einheitliche Wettbewerbsbedingungen für Kommunikationsanbieter schafft. Zwei Drittel (68 Prozent) meinen jedoch, dass die Umsetzung der neuen Regeln einen ähnlich hohen Aufwand erzeugen wird. Susanne Dehmel meint dazu: „Die EU muss aus den Erfahrungen der DS-GVO lernen. Eine unklare und zu weit gefasste Verordnung provoziert Rechtsunsicherheit und Probleme bei der Umsetzung. Nach derzeitigem Stand gefährdet die ePrivacy-Verordnung die Innovationskraft und Wettbewerbsfähigkeit europäischer Unternehmen.“