Noch können Kunden verschiedene Keys für Windows und Office zu extrem niedrigen Preisen im Supermarkt, etwa bei Edeka, kaufen. Hauptverantwortlich dafür ist der Anbieter Lizengo. Doch damit wird bald Schluss sein. Nach diversen Ungereimtheiten bei Lizengo und dessen Lizenzschlüsseln, möchte Microsoft den Anbieter verklagen – was dieser bisher abstreitet. Lizengo und Edeka haben inzwischen ihre Kooperation beendet.
23. Oktober 2019
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Bild: © Microsoft
Den Stein ins Rollen gebracht hat das Fachportal CRN. So berichtete das Portal vergangene Woche, dass Microsoft rechtliche Schritte gegen den Kölner Anbieter Lizengo einleitet. Der Grund: Die vom Anbieter etwa bei Edeka verkauften Lizenzen für Windows und Office seien nicht nur absurd günstig sondern teilweise auch in Deutschland ungültig. Dies treffe zum Beispiel auf Keys für “Office Home and Student 2016” zu. Demnach stammen diese Keys aus dem OEM-Programm für China – sodass sie weder neu noch gebraucht in Deutschland verkauft werden dürfen.
Als weiteres Beispiel nennt CRN zwei Keys für Windows 10 Pro. Diese seien an eine Universität in den USA vergeben worden – und zwar im Rahmen eines speziellen Lizenzprogramms für Bildungseinrichtungen. Aus diesem Grund hätte Lizengo zu keinem Zeitpunkt das Recht gehabt, die beiden Keys weiterzuverkaufen. Doch dies sei geschehen: So hätten Nutzer in Deutschland den einen Key neunmal, den anderen siebenmal aktiviert.
Die Sache sei auch deshalb so brisant, weil es immer schwieriger sei, solche dubiosen Softwareangebote zu identifizieren. Diese würden nämlich kontinuierlich an Professionalität gewinnen – und sich zunehmend explizit an Geschäftskunden richten.
Laut Heise Online verneint Lizengo indes, eine Klage von Microsoft erhalten zu haben. Der Anbieter betont: Trotz des deutlich günstigeren Preises würden sie ausschließlich Lizenzen anbieten, die EU-weit handelbar sind und von Microsoft-zertifizierten Distributoren stammen. Wie es im Artikel weiter heißt, habe Microsoft noch nicht bekannt gegeben, welche rechtlichen Maßnahmen sie konkret planen.
Rechtlich gesehen befindet sich der Fall in einem Spannungsfeld. Das geht aus einem Artikel von t3n hervor. Denn prinzipiell sei es legal, als Käufer von Softwarelizenzen diese Lizenzen ungehindert weiterzuverkaufen – zum Beispiel bei Edeka in Form eines Gutscheins. Tatsächlich würde das gesamte Geschäftsmodell von Lizengo auf dieser Rechtsprechung beruhen.
Allerdings, so der Beitrag weiter, bedeute das Vorhandensein eines Lizenzschlüssels nicht sofort, dass tatsächlich eine gültige Lizenz vorliegt. Wer einen Wohnungsschlüssel besitzt, verfüge schließlich auch nicht automatisch über einen rechtmäßigen Mietvertrag.
Und gerade in dieser Hinsicht würden, wie eben CRN berichtet hat, erhebliche Zweifel bestehen. Wer Keys für Windows 10 Pro besitze, die ursprünglich für eine US-amerikanische Universität gedacht waren, dürfe diese in Deutschland nicht weiterverkaufen.
Doch müssen Kunden, die Lizenzschlüssel für Windows und Office über Lizengo erworben haben, mit juristischen Konsequenzen rechnen? Laut t3n ist dafür die Frage entscheidend, ob die Kunden hätten wissen müssen, dass das Angebot dubios ist. Ein Indiz dafür seien die niedrigen Preise. Diese würden stets deutlich unter denjenigen Preisen liegen, die Microsoft nennt. “Die rechtlich wichtige Frage ist aber nicht, ob diese Situation die Alarmglocken hätte klingeln lassen können, sondern ob sie die Alarmglocken hätte klingeln lassen müssen”, so der Beitrag. Letzlich müsse das Gericht diese Entscheidung treffen.
Die Autoren resümieren: “Jedenfalls ist der neuerliche Erwerb von Microsoft-Lizenzen aus dem Lizengo-Portfolio in Kenntnis der nun erfolgten Klage nicht ohne weiteres zu empfehlen. Interessenten sollten sicherheitshalber den Ausgang des Rechtsstreites abwarten. Dass Edeka und andere die Gutscheinkarten vorerst aus den Regalen nehmen, dürfte nur eine Frage der Zeit sein.”
Laut einem Bericht von Heise Online wird das sehr bald geschehen. Demnach haben Lizengo und Edeka ihre Zusammenarbeit beendet. Wie Lizengo-CEO Tobias M. Zielke betont, habe man diese Entscheidung allerdings bereits im August getroffen.
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