Markus Fabritz (Solution Sales, Industrial Solutions, CANCOM) im Interview
Der Einsatz von Augmented Reality (AR) ist längst nicht mehr auf den Gaming-Bereich beschränkt. So nutzen immer mehr Firmen, etwa aus der Industrie, die AR-Technologie in ihrem Betrieb. Doch wie können Industrieunternehmen die AR-Technologie in der Praxis anwenden? Das erklärt Markus Fabritz (Solution Sales, Industrial Solutions, CANCOM), der sich täglich mit Themen rund um die Digitalisierung in der Industrie beschäftigt, im Interview.
29. Mai 2020
|
Lesedauer: ca. 3 Min.
Bild: © CANCOM
CANCOM.info: Laut einer Studie von IDG Research Services und PTC setzen Industrieunternehmen zunehmend auf die Nutzung von AR-Technologie. Inwiefern ist die Technologie im industriellen Umfeld relevant?
Markus Fabritz: Die AR-Technologie ist besonders relevant, wenn es darum geht, bei Servicefällen schnell zu reagieren und unnötige Serviceeinsätze zu vermeiden. Stellen Sie sich folgendes Szenario vor: Ein Kunde kauft eine Maschine, die zunächst einwandfrei funktioniert. Irgendwann tritt aber eine Störung auf, die die Produktion beeinträchtigt und die er alleine nicht beheben kann. Aus diesem Grund kontaktiert er den Hersteller der Maschine. Doch E-Mail und Telefon reichen nicht aus, um das Problem zu lösen. Traditionell schickt der Hersteller in solchen Fällen einen Experten vor Ort hin, der die Situation überblicken und die Störung beheben kann. Mit der AR-Technologie ändert sich das.
CANCOM.info: Der Experte muss also nicht mehr vor Ort sein?
Markus Fabritz: Genau. Mit dem Einsatz von AR-Technologie hat der Experte die Möglichkeit, einen Service-Techniker, der sich vor der betroffenen Maschine befindet, nicht nur mittels Sprache zu leiten – wie am Telefon – sondern diesen auch visuell zu unterstützen. Und zwar von jedem Standort aus. Indem der Techniker eine Datenbrille trägt, sieht der Experte mit den Augen des Technikers. Sobald der Experte die Störung identifiziert hat, kann er dem Techniker den genauen Standort visuell erkennbar machen. Das funktioniert zum Beispiel, indem er das fehlerhafte Bauteil virtuell einkreist. Der Techniker sieht diesen Kreis über seine Datenbrille, kann das Bauteil sofort ausmachen und, falls nötig, austauschen. Anschließend läuft die Maschine wieder ohne Probleme.
CANCOM.info: Folglich kann der Kunde seine Produktion mit dem Einsatz von AR-Technologie in kurzer Zeit wieder zum Laufen bringen.
Markus Fabritz: Richtig, und dadurch spart er Geld, weil sich die finanziellen Auswirkungen durch den Produktionsausfall in Grenzen halten. Doch nicht nur der Kunde profitiert wirtschaftlich, sondern auch der Hersteller. Dies liegt daran, dass der Experte in vielen Fällen ein Problem ortsunabhängig lösen kann. So entfällt ein Großteil der Reisekosten.
CANCOM.info: Wie kann CANCOM Industrieunternehmen dabei unterstützen, die AR-Technologie im Betrieb einzuführen?
Markus Fabritz: Wir als CANCOM bieten einen Full Service an. Im ersten Schritt erarbeiten wir gemeinsam mit dem Kunden in einem Anforderungsworkshop, was er mithilfe der Datenbrille erreichen möchte. Das ist nämlich die Grundlage, um die passende Datenbrille inklusive Remote Service-Software, dem technischen Bindeglied zwischen dem Experten und dem Service-Techniker, zu identifizieren. Anschließend helfen wir den Kunden bei der Einführung der Technologie. Damit diese bestmöglich funktioniert, unterstützen wir hier gerne im Bereich Change Management.
CANCOM.info: Wie wird sich die Technologie im Unternehmensumfeld weiterentwickeln?
Markus Fabritz: Neben der beschriebenen Kommunikation zwischen Experte und Service-Techniker zur Problemlösung wird die AR-Technologie künftig auch im Bereich Workflow Management zum Einsatz kommen. Unter Workflow Management versteht man, einem Anwender Schritt für Schritt-Anleitungen in Bild-, Text- und Videoformat bereitzustellen. Diese Anleitungen erscheinen dann auf dem Display seiner Datenbrille. Dafür muss er beispielsweise mit seiner Brille einen QR-Code abscannen. Dies ist etwa sinnvoll, wenn ein Fehler bei einer Maschine auftritt. So kann ein Service-Techniker genau den Workflow abrufen, der in dieser Situation nötig ist – und so den Fehler schnell beheben.
Wie Markus Fabritz im Interview beschreibt, können Industrieunternehmen mit dem Einsatz von Augmented Reality beispielsweise Störungen an Maschinen schnell beheben. Und dies spart Kosten ein: So ist es möglich, die Produktion innerhalb kurzer Zeit wieder zum Laufen zu bringen – und damit die finanziellen Einbußen durch den Produktionsausfall zu begrenzen. Daneben profitiert auch der Hersteller der Maschine. Da der Experte dank Augmented Reality nicht mehr vor Ort sein muss, um gemeinsam mit dem Service-Techniker das Problem an der Maschine zu lösen, werden teure Reisen überflüssig.
Diese Flexibilität ist indes ein wichtiger Grund, weshalb Augmented Reality gerade in der aktuellen Situation für Unternehmen hochrelevant ist. Denn viele Firmen haben seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie, mit einhergehenden Beschränkungen beim Reiseverkehr oder beim Betreten von Produktionshallen, keine andere Wahl, als remote zu arbeiten – sofern es der Aufgabenbereich zulässt. Angesichts dieser Situation sieht Thomas Jung (Senior Business Sales, Business Analyst, CANCOM) grundlegende Veränderungen im Unternehmensumfeld.
“Wir erleben gerade einen Paradigmenwechsel. So lernen Firmen die Vorzüge von digitalen Lösungen wie Augmented Reality kennen. Dazu zählen nicht nur eine höhere Flexibilität und signifikante Kosteneinsparungen sondern auch eine Reduzierung von Emissionen. Schließlich sind viele Reisen dann nicht mehr nötig.”
Augmented Reality ist indes Bestandteil des ganzheitlichen Lösungsportfolios von CANCOM für Industrieunternehmen. Welche Themen das Portfolio umfasst, erfahren Sie hier im Überblick.