Sie ist ein zentrales Kriterium, damit die Arbeit aus dem Home Office zuverlässig funktioniert: die Verfügbarkeit und Geschwindigkeit des Heimnetzwerks. Im Gastbeitrag schildert Experte Nico Schwarz (Solution Architect CANCOM), wie Sie eine stabile Internetverbindung herstellen können.
8. Mai 2020
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Lesedauer: ca. 13 Min.
Bild: © stux/pixabay.com
Im Home Office kommt der Verfügbarkeit und Geschwindigkeit des eigenen Internets als „Nabelschnur“ zum Unternehmen eine noch größere Bedeutung zu als sonst. Jeder kennt die Erfahrung, dass „das Internet zu langsam ist“.
In diesem Artikel möchte ich einige Hilfestellungen geben, die dabei unterstützen sollen, mögliche Flaschenhälse zu identifizieren und so eine bessere Konnektivität im Home Office zu erreichen. Dafür werde ich vielfältige Aspekte kurz beschreiben, die in diesem Kontext eine Rolle spielen: vom Provider über die Hausverkabelung bis hin zu WLANs und alternativen Ergänzungen. Mein Ziel ist es, dass jeder seine eigenen Gegebenheiten zu Hause vor den genannten Hintergründen durchdenken kann und konkrete Anhaltspunkte bekommt, um bei Bedarf weiter zu recherchieren.
Bis unser Computer tatsächlich einen Server im Internet erreicht, spielen mehrere Komponenten und Parteien eine Rolle. Allen voran natürlich der Internet Provider, der uns einen Zugang bis in das Haus zur Verfügung steht. Je nach Technik benutzen die Internet Provider für den kabelgebundenen Internetzugang eine sogenannte „Hub and Spoke“ Architektur.
Das bedeutet, dass ein Knotenpunkt über eine, im Optimalfall starke, Glasfaseranbindung an das lokale und schließlich überregionale Backbone-Netz des Anbieters angebunden ist. Der erste Verteilerknoten, an den unsere Hausanschlüsse angebunden sind, ist im Regelfall einer der bekannten “grauen Kästen” im Ort, nicht zu weit vom eigenen Haus entfernt. Man erkennt die modernen Einheiten auch daran, dass sie extra Lüftungsschlitze aufweisen, um eine aktive Kühlung der Hardware zu ermöglichen.
Hier liegen manchmal auch Flaschenhälse begraben, die sich besonders im ländlichen Raum bemerkbar machen. Wenn beispielsweise der Verteiler eines Dorfes mit einer 1 Gbit/s angeschlossen ist, und von dort 100 Haushalte mit jeweils 100 Mbit/s Anschlüssen versorgt werden, können nicht alle Haushalte gleichzeitig die volle Bandbreite erhalten. Die Anbieter betreiben hier oft sogenanntes “Overcommitment”. Das macht sich meist nicht bemerkbar, solange nicht zu knapp kalkuliert wurde oder Lastspitzen auftreten.
Wenn nun jedoch überdurchschnittlich viele Haushalte im Home Office sind, kann es dazu führen, dass man nicht mehr die gewohnte Geschwindigkeit geliefert bekommt, sondern weniger. Auch das ist in den meisten Fällen kein Problem, da selbst eine 50 Mbit/s Verbindung für Home Office-Anwendungen mehr als ausreicht.
Ein wirkliches Problem tritt meiner Erfahrung nach aktuell nur in ländlichen Regionen auf, in denen schon die Orte mit schwachen Verbindungen ausgestattet sind. Sollte tatsächlich die schwache Anbindung des Ortes ein Flaschenhals sein, ist dies kurzfristig kaum zu ändern. Es gibt jedoch Stellschrauben, die man direkt beeinflussen kann.
Dazu zählt das hausinterne WLAN. Häufig geht viel Leistung am eigenen Hausnetz verloren. Daher sollte man prüfen, ob die Systeme, die wirklich auf stabile Verbindungen angewiesen sind, nicht direkt per Netzwerkkabel angeschlossen werden können. Dadurch beseitigt man sofort viele Störquellen.
Mit einem Gerät, das direkt per Netzwerkkabel an den Router angeschlossen ist, lässt sich auch die eigene Internetanbindung messen – und zwar mit einer viel höheren Genauigkeit als über WLAN. So lässt sich mit mehreren Messungen überprüfen, ob der eigene Anschluss regelmäßig eine zu geringe Bandbreite zur Verfügung hat.
Hier gilt zu beachten, dass der eigene Router und eigene PC keine geringere Netzwerkgeschwindigkeit bieten darf als der Hausanschluss. Wer zum Beispiel noch ältere Geräte mit nur 100 Mbit/s Ports verwendet, kann keine 150 Mbit/s Anschlüsse messen. Eine verlässliche Messung der aktuell zur Verfügung stehenden Bandbreite ist mit diversen Apps und Programmen möglich – auch über den Browser. Einer der größten Anbieter ist der Ookla Speedtest. Auch die Bundesnetzagentur bietet Dienste und Apps zur Breitbandmessung.
Sofern es unmöglich ist, ein Gerät für die Geschwindigkeitsmessung per Kabel an den Router anzuschließen, lässt sich dafür auch das Smartphone und die entsprechende App nutzen. Tatsächlich reicht dies häufig aus. Hierzu muss man sich in den Nahbereich vor dem Router begeben – am besten ohne Störquellen, Wände oder Objekte dazwischen. Ebenfalls sollte während der Messung möglichst wenig Verkehr im eigenen Netzwerk sein, also niemand parallel surfen oder streamen.
Wenn es um die Ursache von Bandbreitenverlusten geht, unterschätzen viele die eigene Hausverkabelung. Gerade in älteren Mehrparteien-Gebäuden sind oft noch veraltete Telefonkabel oder Koaxialkabel für die TV Anschlüsse verbaut. Sie bilden die Strecke zwischen dem Router in der Wohnung und dem Hausanschluss des Providers. An dem Ort, wo der Hausanschluss in das Gebäude geführt wird, sitzt häufig auch die Technik des Internetanbieters: der APL (Abschlusspunkt Linientechnik).
Der APL verarbeitet das Signal des Anschlusses und teilt dieses ggf. für mehrere Parteien im Haus auf. Beziehungsweise erfolgt eine Umwandlung, um das Signal über die Verkabelung im Haus an den Router zu schicken. In älteren Gebäuden sind die Telefonanschlüsse, wie auch die TV Koaxialkabel, nur unzureichend abgeschirmt oder schlicht gealtert, sodass sie für die Anbindung moderner Netzwerktechnik nicht geeignet sind.
Auch die Art, wie die Kabel verlegt wurden, spielt eine Rolle. Um zum Beispiel Kabel zu sparen, wurden häufig mehrere Telefondosen in verschiedenen Räumen an ein Telefonkabel, womöglich sogar an die gleichen Aderpaare, angeschlossen. Im Extremfall teilen sich mehrere Wohnungen ein gemeinsames mehradriges Kabel, was die Länge der Leitung unnötig erhöht und somit die Signalqualität verschlechtert.
Grundsätzlich sollte es ein direktes Verbindungskabel vom Router bzw. der zugehörigen Anschlussdose (Koaxial oder Telekommunikations-Anschluss-Einheit, kurz TAE) zum APL geben – ohne Umweg über mehrere Wohnungen oder mehrere Telefon / TV Dosen. Es sollte nicht zu alt sein, eine moderne Abschirmung besitzen und für die verwendete Technologie geeignet sein. Eine genaue Analyse der Hausverkabelung kann ein Techniker des eigenen Internetproviders vornehmen. In der Regel geschieht dies beim Einrichten des Anschlusses im Haus.
Weitere Hinweise kann eine Sichtprüfung der Kabel liefern. Sind alte Telefonkabel im Einsatz? Womöglich noch mit dem Logo der Bundespost? Ist der Schutzmantel schon brüchig und alt? Liegen die Kabel ggf. zusammen mit anderen wie beispielsweise Stromkabeln? Kreuzen sich besonders viele andere Kabel, welche eine Signalstörung verursachen könnten? Sollten hier Hinweise auf Fehler gefunden werden, kann ein Techniker des Providers eine Messung im Haus vornehmen, Maßnahmen vorschlagen und ggf. auch umsetzen.
Eine besonders hohe Bedeutung kommt der Hausverkabelung zu, wenn es um die modernen VDSL Techniken mit Supervectoring geht. Diese werden aktuell für die modernen Anschlüsse mit hohen Geschwindigkeiten über das Telefonnetz angeboten. Die dadurch erzielten, hohen Geschwindigkeiten benötigen exakt abgestimmte Technik, um ihr Potential zu entfalten, und können leicht gestört werden.
So kommt es hier nicht nur darauf an, die Kabel gut abzuschirmen – vom Hausanschluss / APL bis zum Router/Modem. Auch die Verseilung (umgangssprachlich „Verdrillung”) der Adern innerhalb des Kabels spielt eine Rolle. Sollte man also auf einen modernen schnellen VDSL Anschluss wechseln, oder den Verdacht haben, dass die Geschwindigkeit des Anschlusses nicht stabil genug bzw. zu niedrig ist, lohnt es sich, einen Techniker des Providers die Hausverkabelung überprüfen und ggf. tauschen zu lassen.
Besonders ältere Telefonkabel im Haus können Fehler verursachen. Und selbst die verwendete TAE Dose (die „Telefondose“) an der Wand bzw. deren Widerstände / Signaldämpfung kann die gelieferte Geschwindigkeit massiv beeinflussen. Nicht alle Anbieter wechseln diese Dosen auch mit. Allerdings können Techniker häufig eine Empfehlung abgeben. Wenn man Glück hat, haben sie die richtigen Anschlussdosen zufällig dabei. Bei VDSL und VDSL mit Supervectoring werden Störeinflüsse gemessen und ausreguliert.
Bei der Verwendung einer falschen Verseilung der Kabel, schlechten TAE Dosen oder langen Wegen funktioniert diese Technik nur bedingt. Daher spielt hier die Hausverkabelung eine besondere Rolle.
Was einzelne selbst beeinflussen können, ist die Optimierung des eigenen Netzwerks im Haus. Hier gibt es oft großes Optimierungspotential. Manche Router unterstützen zum Beispiel „Quality of Service (QoS)“-Einstellungen. Damit lassen sich einzelne Geräte oder Datenarten einer gewissen Mindestbandbreite bzw. maximalen Bandbreite auf dem Internetanschluss zuweisen.
Weiterhin ist es möglich, Geräte als „priorisiert“ zu kennzeichnen, sodass der Datenfluss dieses Gerätes bevorzugt behandelt wird und andere Geräte nur die Leistung bekommen, die „übrig bleibt“. In diesem Kontext lohnt sich ein Blick in die Fähigkeiten des eigenen Routers. So könnte etwa der Arbeitsrechner bevorzugt behandelt werden, und Smartphones und Tablet nachrangig. Damit ist zwar die “Netzneutralität” im eigenen Haushalt nicht mehr gegeben. Bei begrenzter Bandbreite kann diese Maßnahme jedoch dazu beitragen, die Qualität des Heimnetzwerks zu verbessern.
Sollte ein Anschluss des Arbeitsplatzes über ein Netzwerkkabel nicht möglich sein, ist eine Optimierung des WLANs der erste Schritt. Die Platzierung des Routers macht den Anfang. Der Router sollte möglichst zentral stehen bzw. hängen und leicht erhöht positioniert sein. Ebenso sollte er möglichst frei von Objekten und Wänden sein, die das Signal dämpfen können.
Ein Router, der in einer Abstellkammer am Rande der Wohnung in einer Ecke unten in einem Schrank steht, womöglich noch in der Umgebung von Putzutensilien und dem Staubsauger, erfährt schon direkt an der Quelle eine Signaldämpfung – noch bevor sich das WLAN-Signal in der Wohnung ausbreitet. Folglich sollte man den Weg zwischen Arbeitsplatzcomputer und Router nach Faktoren absuchen, die das WLAN Signal dämpfen könnten, und die Platzierung des Routers ggf. anpassen. Weitere Tipps zur Platzierung des Routers sind unter anderem hier aufgeführt.
Die jeweilige Signalstärke lässt sich bequem messen. Dafür gibt es eine Reihe von Apps für das Smartphone sowie Programme für den Desktop. Auf dem Smartphone kann man u.a. den “Wifi Analyzer (Android)” nutzen, oder “Wifi Sweet Spots (iPhone)”. Wer eine Fritz!Box zu Hause hat bekommt auch über die zugehörige AVM Fritz! App bereits viele Daten zu seinem WLAN. Für den Laptop eignet sich das ältere Programm “inSSIDer (Windows)“, “Xirrus WiFi Inspector (Windows / MAC)” oder LinSSID (Ubuntu / Debian Linux). Auf diese Weise kann man leicht überprüfen, ob die Signalstärke am eigenen Arbeitsplatz ausreichend und stabil ist.
Neben der Signalstärke spielen Störquellen mittlerweile eine große Rolle. Die meisten WLAN Router unterstützen das 2,4 Ghz und das 5 Ghz Funknetz. Während das 2,4 Ghz Netz das technologisch ältere darstellt, bietet es zwar eine geringere Bandbreite, dafür aber die größere Reichweit – auch durch Wände hindurch. Für einen Home Office-Arbeitsplatz sind die Bandbreiten hier in der Regel akzeptabel, solange die Signalstärke ausreicht und es keine Störquellen gibt. Störquellen können zum Beispiel Lautsprecherboxen, Mikrowellen, Drucker oder andere WLAN-Router sein.
Ich habe auch schon einmal in einer defekten Spule im Trafo einer meiner Deckenlampen eine massive Störquelle gefunden. Eine stark schwankende Signalqualität ist ein Hinweis auf eine Störquelle. Im 2,4 Ghz Netz stehen insgesamt 13 Kanäle zur Verfügung, auf denen das WLAN funken kann. Vorkonfigurierte WLAN Router benutzen meist Kanal 1,3,6 oder 11. Oft jedoch wird es “eng” auf den 2,4 Ghz Kanälen. Ein einfacher Scan mit einer der genannten Apps hat bei mir 19 verschiedene WLANs aufgedeckt, die ich in meiner Wohnung empfangen kann. Mit einer etwas empfindlicheren Laptop Antenne waren es sogar 28.
Im Optimalfall liegt das eigene WLAN in einem Kanal, in dem sonst kein anderes sendet. Auch der Kanal darüber und darunter sollte frei sein. Bei einer so großen Anzahl von verschiedenen Netzen auf nur 13 Kanälen kommt es zwangsweise zu gegenseitigen Störungen. Hier hilft es ggf., das eigene WLAN im Router so zu konfigurieren, dass ein Kanal genutzt wird, der weniger überfüllt ist wie die Standardkanäle. Eine Ausweichmöglichkeit ist das 5 Ghz Netz, welches eine größere Menge an Kanälen bietet und größere Bandbreiten erlaubt. Außerdem herrscht dort meist weniger “Betrieb” als in den 2,4 Ghz Netzen.
Ein großer Nachteil ist allerdings die geringere Sendeleistung: Dies kann dazu führen, dass das 5 Ghz Netz bereits nach ein bis zwei Wänden spürbar an Leistung verliert. Mit den genannten Tools ist es indes auch im 5 Ghz Netz möglich, einen freien Kanal im Router zu suchen.
Sollte eine Neupositionierung des Routers unmöglich sein und der Arbeitsplatz zu weit entfernt liegen, können WLAN Repeater bzw. Access Points eine schnelle Lösung bieten, um eine stabile Verbindung zu gewährleisten. Bei Einsatz eines Repeaters ist bei 2.4 GHz Netzen darauf zu achten, dass nur die Kanäle 1,6 und 11 (je nach Hersteller auch 13) sich nicht gegenseitig im Sendebereich überlappen. Bei weniger intelligenten Geräten, oder dem Einsatz von Geräten mehrerer Hersteller, ist daher nicht auf allen Geräten der gleiche Kanal zu wählen – eben wegen der Kanalüberlappung.
Solange kein automatisches Mesh Netz eingesetzt wird, sollten die Kanäle manuell so konfiguriert werden, dass es zu möglichst wenigen Überlappungen kommt. Der jeweilige Repeater sollte so positioniert sein, dass er das Routersignal gut empfängt. Denn ein Repeater kann nur die Bandbreite weitergeben, die er selbst bekommt.
Ein gutes Signal zwischen Arbeitsplatz und Repeater nutzt also nichts, wenn der Repeater zum Router nur ein schwaches Signal empfängt. Eine weitere Verbesserung bringt moderne “Mesh” Technik. Wer beispielsweise eine AVM Fritz!Box zu Hause hat, kann alle anderen AVM Repeater/Access Points über den Router als Mesh konfigurieren. In diesem Fall können die verschiedenen Repeater/Access Points und der Router aktiv steuern, welche WLAN-Komponenten am besten in der Lage sind, eine Verbindung zum Arbeitsplatz herzustellen. Auch der zu verwendende Frequenzbereich und der Übergang von einem Repeater zum nächsten wird aktiv gesteuert – was Vorteile bei der Stabilität der Verbindung sowie der erreichten Bandbreite bietet.
Grundsätzlich empfiehlt es sich im eigenen WLAN, möglichst keine Mischung von Geräten verschiedener Hersteller vorzunehmen. Jeder Anbieter von Routern hat mittlerweile entsprechende Erweiterungen in Form von Repeatern und Access Points im Angebot.
Eine Alternative zu WLAN können PowerLAN Geräte sein. Damit ist es möglich, eine LAN Verbindung über die Stromleitungen im eigenen Haushalt zu etablieren. In diesem Bereich gibt es eine Vielzahl von Anbietern – darunter die Fritz! Powerline Serie, die sich gut mit der eigenen Fritz! Box koppeln lässt. Dies funktioniert jedoch nur, wenn beide PowerLAN Geräte dieselbe Phase im Stromnetz benutzen. Ist dies der Fall, und hat man über WLAN anhaltende Probleme – etwa weil Stahlbetondecken zu viel Leistung schlucken – kann PowerLAN Abhilfe schaffen.
Sollte VDSL bzw. VDSL mit Supervectoring im Einsatz sein, ist für den Einsatz von PowerLAN Geräten jedoch Vorsicht geboten. Dies liegt daran, dass VDSL und PowerLAN Frequenzen nutzen, die sich teilweise überschneiden und damit gegenseitig stören können. Wer gleichzeitig VDSL und PowerLAN Geräte nutzt und damit Probleme hat, sollte folglich die PowerLAN Geräte entfernen und anschließend prüfen, ob die Probleme verschwunden sind. Auch die Analyse des verwendeten Spektrums über den Router kann hier einen Hinweis liefern. Dafür nötige Funktionen bieten die meisten DSL Router in ihrer Weboberfläche.
Aktuelle PowerLAN Geräte besitzen entsprechend angepasste Technik, um Störungen zu minimieren. In jedem Fall kommt es auf einen Versuch an.
Nun ist das WLAN optimiert, vielleicht sogar ein LAN Kabel gezogen und in die letzte Ecke des Hauses ein PowerLAN gelegt – doch leider verfügt der Hausanschluss nach wie vor nur über eine geringe Bandbreite. Der Kontakt mit dem eigenen Internetanbieter bringt auch keine Lösung, weil entweder der nächste Knotenpunkt kontinuierlich ausgelastet ist, oder einfach keine schnellere Verbindung am Wohnort möglich ist.
Gleichzeitig wollen zwei Familienmitglieder Videos streamen, spielen und per Video chatten – während zwei weitere im Homeoffice arbeiten müssen. In diesem Fall haben alle bisherigen Maßnahmen wenig gebracht, um diesen Flaschenhals zu lösen, der beim Internetanbieter existiert.
Doch auch hier gibt es eine Lösung, mit der zumindest Engpässe überbrückt werden können: LTE. Solange LTE Empfang verfügbar ist, kann man kurzfristig auf einen Hotspot ausweichen, den man sich mit seinem (Firmen-)Telefon öffnet. Natürlich ist das keine Dauerlösung, da das zur Verfügung stehende Datenvolumen in der Regel recht schnell aufgebraucht ist. Es gibt jedoch interessante Ergänzungen zum eigenen Smartphonetarif. Alle größeren Mobilfunkanbieter bieten Tarife mit bis zu 250GB Datenvolumen pro Monat an, teilweise sogar mit zugehöriger Hardware in Form eines “LTE Würfels”. Dank besserer Antennen als im Smartphone ist es darüber möglich, optimierten LTE Empfang zu bekommen.
Zudem lässt sich ein extra WLAN aufspannen, um direkt mehrere Endgeräte in das Internet zu bringen. Die verschiedenen Anbieter vertreiben ihre Lösungen unter Namen wie “Speedbox”, “Homespot” oder “Gigacube“. Der Leistungsumfang ist jedoch ähnlich. Ich selbst konnte mit einem solchen “LTE Würfel” eine sehr schwache 3 MBit Verbindung auf dem Land um weitere 18 Mbit erweitern (mehr war leider aufgrund der abgelegenen Lage in einem Talkessel nicht möglich). Mit einer besseren Empfangslage als der meinen damals sind auch höhere Geschwindigkeiten umsetzbar. Auf diese Weise konnte ich auch dort (übergangsweise) im Home Office bequem arbeiten.
Remote Verbindungen wie zum Beispiel Remote Desktop / VDI Sessions benötigen in der Regel keine sehr großen Datenmengen zur Übertragung des Desktops. Der Traffic von VPN Verbindungen hängt jedoch sehr stark von der Nutzungsweise ab. Wenn Webkonferenzen direkt vom Laptop bzw. Smartphone oder Tablet abgehalten werden, sollte man auf Videostreams verzichten, sich auf Audio konzentrieren und datensparsam arbeiten, damit das Volumen länger reicht.
Was die Situation merklich entspannt, ist, im Home Office eine eigene Verbindung über LTE aufzubauen – während sich der Rest der Familie im Heimnetz tummelt. Obwohl man nicht die volle LTE Geschwindigkeit bekommt, reichen meist 16 zusätzliche MBit aus, um im Home Office eine spürbare Verbesserung zu erfahren. Das ist insbesondere Fall, wenn die Verbindung exklusiv zur Verfügung steht und nicht mit Videostreams oder Spielen der anderen Familienmitglieder geteilt werden muss. Hier sind in vielen Fällen auch höhere Geschwindigkeiten möglich. Manche Tarife lassen sich monatlich kündigen, andere rechnen nur die Nutzungsdauer ab.
Auf jeden Fall ist LTE eine Überlegung wert, wenn alle Stricke reißen. Ich hoffe, einige Hinweise in diesem Artikel können Ihnen dabei helfen, die eigene Internetanbindung zu verbessern und die Nutzung von Home Office technisch unterstützen. Schließlich nutzt das beste Tool auf dem Laptop nichts, wenn man offline ist.
Dieser Artikel ist der zweite Teil der Artikelreihe rund um das Thema Home Office. Den Auftakt der Reihe über die Vereinbarkeit von Arbeit und Familie im Home Office finden Sie hier.
Nico Schwarz
Solution Architect, CANCOM
Nico Schwarz arbeitet als Solution Architect bei CANCOM. In seiner Funktion ist er auf das Lösungsdesign der Dynamic Cloud-Plattform von CANCOM auf Basis von Openstack, Ceph Object Storage-Systemen und Datacenter Automation spezialisiert. Aktuell arbeitet er ausschließlich im Home Office. Für die CANCOM.info schreibt er über seine Erfahrungen, um Arbeitnehmer in ähnlichen Situationen Anregungen zu geben – damit diese ihre beruflichen und privaten Aufgaben von zuhause aus bestmöglich erfüllen.
Bild: © CANCOM