Elpida Bantra (IoT Consultant & Data Scientist bei CANCOM) im Interview

„Virtuelle Konferenzen ermöglichen Inklusion und Diversität“

Seit Frühjahr finden zahlreiche Veranstaltungen erstmals online statt. Elpida Bantra (IoT Consultant & Data Scientist) sieht darin eine große Chance: So könnten virtuell deutlich mehr Menschen an vormals exklusiven Konferenzen teilnehmen. Das schaffe Inklusion und fördere die Diversität. Sie ist überzeugt, dass mit neuer Technologie Grenzen, Sprachbarrieren und Ungleichheiten zunehmend verschwinden. Auf der European Digital Week (21. bis 26. September 2020) hat sie einen Vortrag über das Potenzial von Big Data in der Industrie gehalten.

2. November 2020

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  • Moritz Kramer

Lesedauer: ca. 6 Min.

„Virtuelle Konferenzen ermöglichen Inklusion und Diversität“

Autor Moritz Kramer im Gespräch mit Elpida Bantra (Bild: © CANCOM)

In diesem Jahr hat sich unser Leben vielerorts aus der realen in die virtuelle Welt verlagert. Meetings, Vorträge, ganze Konferenzen finden übers Internet statt. So auch die 16 Konferenzen im Rahmen der European Digital Week, die im September erstmals rein virtuell stattgefunden hat. Die über 7.600 Konferenzteilnehmer*innen konnten sich über das Internet 382 Vorträge zu aktuellen digitalen Themen ansehen.

Die Referent*innen kamen aus fast 80 verschiedenen Ländern sowie aus großen Technologiekonzernen oder Start-Ups und sind Entscheider*innen, Expert*innen oder Influencer*innen. Unter ihnen: Elpida Bantra, IoT Consultant und Data Scientist aus Wien.

CANCOM.info: Elpida, wie war es für Dich, an einer virtuellen Konferenz teilzunehmen?

Elpida Bantra: Für mich war es das erste Mal, an einer richtigen Konferenz nur virtuell teilzunehmen, aber es war doch sehr vertraut. Ich schaue mir gerne Vorträge und Schulungen von daheim aus übers Internet an.

CANCOM.info: Du hast auf der Konferenz auch einen Vortrag gehalten, „Harnessing the power of Big Data with IoT“.

Elpida Bantra: Das war perfekt! Ich habe den Vortrag in meinem Wohnzimmer vorher aufgezeichnet. Ich hatte die volle Kontrolle, keinerlei Lampenfieber. Ich bin sicher, einige der Referent*innen haben diesen Schritt gewagt, weil die Konferenz virtuell stattgefunden hat.

CANCOM.info: Virtuelle Konferenzen sind also eine Chance für Menschen, die sich im digitalen Raum wohler fühlen?

Elpida Bantra: Es geht nicht nur ums wohler fühlen, sondern darum, dass wir vielen Menschen die Teilhabe an solchen Veranstaltungen erst ermöglichen müssen. Schau, ich habe einen Hund. Jede Reise ist mit der Hürde verbunden, dass mein Hund gut versorgt ist. Viele Menschen stehen aber vor noch viel größeren Hürden. Das können Verpflichtungen sein, die sie an einen Ort binden. Oder die Gesundheit oder finanzielle Mittel. Eine alleinstehende Gutverdienerin mit flexiblen Arbeitszeiten ist natürlich freier in ihren Möglichkeiten als eine alleinerziehende Mutter, die an der Supermarktkasse arbeitet, sich aber trotzdem gerne in einem spezifischen Bereich weiterbilden möchte. Dazu kommt der Austragungsort. Die meisten der renommierten Veranstaltungen finden in wenigen, immer gleichen Städten statt.

Auf der European Digital Week gab es dieses Jahr Referent*innen aus Malaysia, Pakistan und Nepal. Aus diesen Ländern sind die Wege länger, aufwendiger und teurer. All das verschließt Menschen kategorisch die Tür, Entwicklungen mitzugestalten und beruflich erfolgreich zu sein. Denn bislang war es wichtig, für Informationen aus erster Hand und fürs Netzwerken auf Veranstaltungen physisch anwesend zu sein. Die digitale Welt mit ihren Netzwerken, Plattformen und eben virtuellen Veranstaltungen hat das Potenzial, eine stärkere Inklusion zu bieten und somit Diversität schaffen.

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Elpida Bantras Vortrag „Harnessing the power of BigData with IoT“ im Rahmen der European Digital Week. (Bild: © CANCOM)

CANCOM.info: Du sprichst vom Netzwerken – wie funktioniert das digital?

Elpida Bantra: Beim Netzwerken geht’s ja nicht ums Heute. Sondern um den Zeitpunkt, an dem ich den Kontakt dann wirklich benötige. Auf einer Konferenz treffe ich eine Menge Menschen, aber kann ich all die Namen und Gesichter in ein paar Jahren noch zuordnen? Und ist der Mensch dann nicht vielleicht in einem ganz anderen Bereich tätig? Das beantwortet mir die Visitenkarte nicht, wenn ich sie denn in ein paar Jahren überhaupt noch finde. Beim digitalen Netzwerken kann ich die Nachrichten, die mir die Person geschrieben hat, nachträglich immer abrufen. Und auf LinkedIn kann ich verfolgen, wohin sich der Mensch weiterentwickelt, mit er was sich beschäftigt, was er mit seinen Kontakten teilen möchte. Digitales Netzwerk inkludiert Menschen, die für traditionelles Netzwerken zu schüchtern sind oder die notwendigen Social Skills nicht besitzen. Und es überwindet die Barrieren der Sprache viel leichter.

CANCOM.info: Also spricht alles für virtuelle Konferenzen?

Elpida Bantra: Ein echtes Gespräch mit interessanten Menschen, das ist natürlich nicht so leicht zu ersetzen. Und man kann auf Ausstellungen oft neue Technologien ausprobieren, etwa eine Smart Glass aufsetzen. Solche Erfahrungen finde ich sehr wertvoll. Ich bin der Meinung, dass wir für die Zukunft einen vernünftigen Mix aus virtuell und „real“ brauchen.

CANCOM.info: Und wie kann so ein Mix aussehen?

Elpida Bantra: Klassische Konferenzen sollen die Möglichkeit zu einer Online-Teilnahme bieten. Das Ziel muss es sein, dass jede*r Teilnehmer*in mit eingeschlossen ist, egal ob physisch oder virtuell anwesend.

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