Sven Langenfeld (Senior Azure Stack HCI Commercial Sales Specialist DACH bei Microsoft) im Interview
Mit Windows Server 2022 hat Microsoft vergangenes Jahr eine neue Version des eigenen Server-Betriebssystems auf den Markt gebracht. Dennoch sind in vielen Unternehmen bis heute noch Windows Server 2012-Systeme im Einsatz – was ab dem 10. Oktober 2023 ein Sicherheitsrisiko darstellt. Denn an diesem Tag beendet Microsoft den Extended Support für Windows Server 2012. Entsprechend nötig ist es für Firmen, auf das aktuelle Server-Betriebssystem umzusteigen. Im Interview verrät Sven Langenfeld (Senior Azure Stack HCI Commercial Sales Specialist DACH bei Microsoft), für welches Einsatzgebiet Windows Server 2022 prädestiniert ist.
21. März 2022
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Lesedauer: ca. 4 Min.
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CANCOM.info: Windows Server 2022 ist seit gut einem halben Jahr verfügbar. Nach dem angekündigten Supportende von Windows Server 2012 müssen sich viele Firmen nun überlegen, ob bzw. wann sie auf Windows Server 2022 umsteigen sollen. Aus welchen Gründen haben Sie sich entschieden, eine neue Version des Server-Betriebssystems herauszubringen?
Sven Langenfeld: Grundsätzlich haben wir schon immer neue Versionen unserer Betriebssysteme oder Anwendungen veröffentlicht – ungefähr alle drei Jahre. Trotzdem ist die Frage absolut berechtigt. Denn seit wir mit unserem cloudbasierten M365-Portfolio den Wechsel von Kauf- auf Mietversionen anbieten, könnte man denken, dass der Fokus auf Dauerlizenzen mit einer Jahreszahl im Namen schwindet. Gerade im Server-Bereich ist das allerdings nicht der Fall: Firmen möchten hier nicht komplett in die Cloud wechseln, sondern weiterhin lokale Software wie eben Windows Server nutzen. Dadurch entsteht eine hybride IT-Infrastruktur, die sich im Unternehmensumfeld auch durchsetzen wird. Um aber sicherzustellen, dass die lokale Software nicht zur Angriffsfläche für Hacker wird, benötigt es regelmäßig neue Versionen und Innovationen – insbesondere im Security-Bereich.
CANCOM.info: Entsprechend haben Sie in Windows Server 2022 neue Sicherheitsfunktionen integriert?
Sven Langenfeld: Exakt. Die zusätzlichen Security-Features unterscheiden Windows Server 2022 am deutlichsten von den Vorgängerversionen wie Windows Server 2019, 2016 oder 2012. Beispielsweise haben wir die Lösung „Secured-Core-Server“ integriert: Dabei handelt es sich um eine Funktion, die Hardware, Firmware und Betriebssystem miteinander kombiniert, um sensible Daten abzusichern. Eine umfassende Security ist heute mehr denn je erforderlich, weil Angriffe jederzeit und überall stattfinden können. Für einen durchgängigen Schutz benötigen Unternehmen mehr als eine gute Firewall. Sie müssen auf einen breiten Lösungsansatz setzen. Und genau diesen Ansatz bieten wir mit unserem Zero Trust-Konzept.
CANCOM.info: Um dies zusammenzufassen: Windows Server 2022 bietet zusätzliche Sicherheitsfunktionen und schafft so die nötige Sicherheit in On Premises-Umgebungen.
Sven Langenfeld: Das lässt sich so sagen. Windows Server ist künftig die Plattform, um lokale Anwendungen – also Anwendungen, die Unternehmen aus unterschiedlichen Gründen On Premises speichern möchten oder müssen – sicher laufen zu lassen. Dafür haben wir zum Beispiel den Support von SQL auf Windows Server 2022 optimiert.
CANCOM.info: Welche Mehrwerte bietet das Server-Betriebssystem darüber hinaus?
Sven Langenfeld: Ein weiterer Vorteil ist das zentrale Management: Durch das verbesserte Zusammenspiel von Windows Server 2022 und Azure Arc lassen sich lokale Server in das Azure Management- und Monitoring-Portal integrieren. Die Folge: Unternehmen können sowohl Edge-, Cloud- als auch On Premises-Komponenten einheitlich verwalten – also ihre gesamte hybride IT-Infrastruktur.
CANCOM.info: Ähnlich wie die Vorgängerversionen bietet auch die Datacenter Edition von Windows Server 2022 die Möglichkeit, hyperkonvergente Infrastrukturen (HCI) aufzubauen. Mit Azure Stack HCI haben Sie als Microsoft eine weitere HCI-Lösung im Portfolio. Die Lösung war früher Bestandteil von Windows Server, wird aber inzwischen als eigenständiges Produkt auf den Markt gebracht. Worin unterscheiden sich beide Lösungen?
Sven Langenfeld: Es stimmt: Bereits mit Windows Server 2016 wurde Storage Spaces Direct (S2D) in die Datacenter-Edition des Windows Servers integriert. Basierend auf dieser Funktion haben wir auch Azure Stack HCI entwickelt. Ein zentraler Unterschied ist, dass S2D in Windows Server nicht mehr oder kaum weiterentwickelt wird – im Gegensatz zu Azure Stack HCI. Entsprechend wird mit Azure Stack HCI über die kommenden Jahre hinweg deutlich mehr möglich sein.
CANCOM.info: Welche zusätzlichen Möglichkeiten sind das zum Beispiel?
Sven Langenfeld: Features, die nur Azure Stack HCI enthält, sind beispielsweise ein kostenloser Support von Windows Server 2008 VMs sowie Stretched Cluster. Darunter versteht man ein Bereitstellungsmodell, bei dem zwei oder mehrere Virtualisierungs-Hosts Teil des gleichen logischen Clusters sind – obwohl sie sich an unterschiedlichen geografischen Standorten befinden. Wir arbeiten kontinuierlich daran, den Funktionsumfang von Azure Stack HCI zu erweitern.
CANCOM.info: Wird die Datacenter Edition von Windows Server 2022 also zunehmend durch Azure Stack HCI abgelöst?
Sven Langenfeld: Ein klares Nein. Unternehmen benötigen bei der Nutzung von Azure Stack HCI zusätzlich eine Windows Server Datacenter-Lizenz, wenn sie mehrere Windows Server VMs auf dem HCI-Host betreiben möchten. Außerdem erhalten Firmen, denen die HCI-Funktionen im Windows Server ausreichen, diese wahrscheinlich auch in der nächsten Version. Betriebe, die auf lokalen Servern einen Fokus auf Virtualisierung setzen, werden mit Azure Stack HCI allerdings die bessere Lösung bekommen. Denn bedeutende Innovationen, die man teilweise schon heute in Azure findet oder künftig noch kommen werden, sollen nicht in Windows Server sondern in Azure Stack HCI integriert werden. Unternehmen mit gehobenen HCI-Ansprüchen werden die Mehrwerte schnell zu schätzen wissen.
Detaillierte Informationen zu Windows Server 2022 erhalten Sie auf der exklusiven Themenseite.
Sven Langenfeld
Senior Azure Stack HCI Commercial Sales Specialist DACH, Microsoft
Sven Langenfeld arbeitet seit 10 Jahren bei Microsoft. Während dieser Zeit war er unter anderem für den Ausbau des Windows Server-Business zuständig. Außerdem gründete er den Windows Business Solutions Club: eine Wissenscommunity aus ca. 10.000 IT-Experten.
Seit September 2021 ist Sven Langenfeld für den Aufbau des Azure Stack HCI-Geschäfts in der DACH-Region verantwortlich.