Wenn Unternehmen vor der Modernisierung ihrer IT-Infrastruktur stehen, haben sie grundsätzlich zwei Möglichkeiten, diese umzusetzen. Entweder entscheiden sie sich für den klassischen 3-Tier-Ansatz oder für eine “neue” Hyper Converged Infrastructure. Die Redaktion von CANCOM.info präsentiert beide Ansätze im Vergleich – und zeigt auf, welche Mehrwerte die unterschiedlichen Ansätze bieten.
20. Juli 2022
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Lesedauer: ca. 4 Min.
Bild: © Gorodenkoff/stock.adobe.com
Es kommt in Unternehmen regelmäßig vor: Die Wartung oder der Support der alten IT-Systeme läuft aus. In dieser Situation heißt es für Unternehmen, ihre IT-Systeme auf den neuesten Stand zu bringen – um so ihr Rechenzentrum zu modernisieren. Dabei bedeutet “Modernisierung” nur in den seltensten Fällen, dass Unternehmen ihre bestehende IT-Infrastruktur komplett erneuern. Der Aufwand dafür ist nämlich sehr hoch. Vielmehr wird häufig die momentane IT-Umgebung so angepasst und modifiziert, dass aktuelle Bedingungen und Herausforderungen adressiert werden können.
Um dies zu realisieren, stehen Firmen zwei Optionen offen: der traditionelle 3-Tier-Ansatz oder die Implementierung einer Hyper Converged Infrastructure. Was die beiden Methoden ausmacht und welche Vor- aber auch Nachteile diese aufweisen, zeigt die Redaktion von CANCOM.info im Überblick.
Beim klassischen Aufbau einer IT-Infrastruktur sind die drei Ebenen (Tiers) Compute, Storage und Netzwerk für sich “eigenständig”. Entsprechend können die jeweiligen Komponenten von unterschiedlichen Herstellern und auch Generationen stammen. Die Compute-Ebene kann sowohl virtualisierte als auch physikalische Workloads ausführen – die etwa in Oracle-Datenbanken, größeren HANA-Systemen oder auch Altsystemen auftreten können.
Die Vorteile
Indem Systeme unterschiedlicher Hersteller und auch Generationen auf allen drei Ebenen eingesetzt werden können, ergibt sich für Kunden ein hohes Maß an Flexibilität und Individualität: Sie können auf jeder Ebene die Komponenten nutzen, die ihre Unternehmensanforderungen am ehesten abdecken – zumal es möglich ist, die Komponenten auszutauschen und zu erweitern. Außerdem lassen sich physikalische und virtuelle Workloads miteinander kombinieren. Dies ist unter anderem dann relevant, wenn Firmen noch Altsysteme im Einsatz haben.
Die Nachteile
Gerade die hohe Flexibilität ist jedoch mit einem großen Nachteil verbunden: dem Administrationsaufwand. Dieser kann beträchtlich ausfallen, da die IT-Abteilung jede Komponente einzeln verwalten muss – was Ressourcen bindet und oft ein breites Know-how erfordert. Ein zentralisiertes Management von Storage, Compute und Netzwerk ist schlicht nicht umsetzbar.
Eine Hyper Converged Infrastructure (HCI) vereint die drei Ebenen Compute, Storage und Netzwerk sowie eine Software-zentrierte Architektur in einem System. Sämtliche Ebenen sind aufeinander abgestimmt und skalierbar. Außerdem verfügen HCI-Lösungen in der Regel über integrierte Management- und Automatisierungsfunktionen.
Die Vorteile
Da alle drei Ebenen aufeinander abgestimmt sind, handelt es sich um ein System aus einem Guss. Dies erleichtert die Administration enorm: IT-Abteilungen können die HCI-Umgebung als Ganzes verwalten – anstatt jede einzelne Komponente. Zudem lässt sich die Umgebung durch das Hinzufügen von Knoten unkompliziert skalieren. Nicht zuletzt profitieren Unternehmen von einfach anwendbaren Automatisierungsfunktionen – die zum Beispiel bei containerisierten Workloads eine wichtige Rolle spielen.
Die Nachteile
Das System aus einem Guss birgt allerdings den Nachteil, dass eine gewisse Flexibilität verloren geht. So bestehen etwa Einschränkungen, wenn es um die Systemsoftware der Hyper Converged Infrastructure geht. Beispielsweise ist es unmöglich, Hypervisoren unterschiedlicher Hersteller miteinander zu kombinieren. Auch können Firmen mit einer HCI-Umgebung in den meisten Fällen rein virtualisierte, aber keine physikalischen Workloads abbilden.
Wie Roland Hebertinger (Senior Solution Architect, Datacenter Platforms & Architectures bei CANCOM) betont, hängt es von den konkreten Anforderungen ab, ob ein 3-Tier-Ansatz oder eine Hyper Converged Infrastructure für Unternehmen sinnvoller ist. “Oft wird das Argument angeführt, dass HCI immer geringere Kosten verursacht als klassische 3-Tier-Systeme. Das kann sein – muss aber nicht”, so Roland Hebertinger.
Dies liege daran, dass Firmen mehrere Aspekte berücksichtigen müssen, um diese Aussage treffen zu können. Unter anderem müssten Kriterien wie die Art der Workloads, der Bedarf an Storage-Kapazität – etwa für die Datenspeicherung – sowie die Administrationskosten betrachtet werden. “Gerade, wenn Unternehmen auch die Kosten für die Verwaltung, das Management und das Patchen der IT-Systeme hinzuziehen, kommen sie eher zu dem Ergebnis, dass sich eine Hyper Converged Infrastructure für sie lohnen könnte”, sagt Roland Hebertinger.
Dennoch ist 3-Tier laut dem CANCOM-Experten alles andere als veraltet. “Viele IT-Umgebungen werden bis heute nach diesem Ansatz modernisiert – und das aus gutem Grund. Wer zum Beispiel noch physikalische Workloads betreibt, kommt um 3-Tier kaum herum.”
Ein Beitrag des Fachportals “Datacenter Insider” äußert sich ähnlich. Demnach haben beide Ansätze ihre Daseinsberechtigung. Für kleinere Unternehmen und Mittelständler, die gewöhnlich nur wenig IT-Fachkräfte beschäftigen, sei tendenziell eine Hyper Converged Infrastructure interessant: Durch den hohen Automatisierungsgrad ließe sich eine HCI-Umgebung einfach managen, sodass beträchtliche Zeit- und Ressourceneinsparungen möglich seien.
Bei größeren Unternehmen und Konzernen käme hingegen eher ein 3-Tier-Ansatz in Betracht. Denn solche Firmen würden über zahlreiche IT-Fachkräfte verfügen, sodass sie von der hohen Flexibilität und Individualität einer 3-Tier-Umgebung profitieren könnten. Schließlich hätten sie das nötige Personal, um die jeweiligen Komponenten einzeln zu verwalten. Wie der Artikel resümiert, kommt es am Ende auf die jeweilige Geschäftsstrategie sowie die -ziele an, ob man sich für 3-Tier oder eine Hyper Converged Infrastructure entscheidet.
IT-Dienstleister wie CANCOM unterstützen Unternehmen bei dieser Entscheidung – und übernehmen zudem die praktische Einführung der jeweiligen Lösungen im Betrieb. Dabei arbeitet CANCOM mit Partnern wie Dell Technologies zusammen, die sowohl für 3-Tier als auch HCI passende Technologien im Portfolio haben. Dazu zählen beispielsweise für 3-Tier PowerEdge-Server oder das Storage-Produkt PowerStore und für HCI die Lösung VxRail – die einen kompletten Stack aus einem Guss anbietet.