Gerade Augmented Reality (AR) hat in den vergangenen Jahren in Firmen enorm an Bedeutung gewonnen. Virtual Reality (VR) wartet hingegen noch auf den großen Durchbruch. Wieso das der Fall ist und wie die AR-Technologie mithilfe sogenannter “Smart Glasses” praktisch eingesetzt werden kann, erklärt Experte Michael Schiefele (Senior Focus Sales Manager, CANCOM) im Gastbeitrag.
18. Januar 2021
|
Lesedauer: ca. 4 Min.
© Gorodenkoff/stock.adobe.com
Jeder kennt sicher noch die Sci-Fi Filme und Serien aus den 80er und 90er Jahren wie TRON, eXistenZ, Johnny Mnemonic oder der Rasenmäher Mann. Virtual Reality (VR) war DIE Zukunftstechnologie und wurde regelrecht gehyped. Das fand wohlgemerkt in Zeiten von Windows 95 und 98 statt. Kann man sich heute kaum noch vorstellen.
Die Realität sah natürlich anders aus. Das Smartphone war noch nicht erfunden – sodass wichtige Komponenten für „mobile“ Use Cases noch nicht entwickelt oder optimiert waren. Geeignete Displays gab es noch nicht und auch die Akku-Technologie war noch nicht so ausgereift wie heute. VR-Produkte galten als bizarr, maximal als Nischenprodukt für Nerds. Trotzdem blieben der Traum und die Idee bestehen, mit VR vollständig in virtuelle Welten einzutauchen.
Eine breite Aufmerksamkeit erfuhr die VR-Technologie dann wieder in den frühen 2010er Jahren – durch den Hersteller Oculus, der zwischenzeitlich zum Facebook Konzern gehörte. Den großen Durchbruch hat die Technologie aber bis heute nicht geschafft. Sie bleibt eine Nische. Doch warum?
Der Grund liegt in einer Technologie, die sich neben VR über die Jahre entwickelt hat: Augmented Reality (AR) bzw. Mixed Reality. So bietet die AR-Technologie, die die „echte“ Realität um virtuelle Elemente ergänzt, den weitaus größeren Praxisnutzen im Alltag. Zum Einsatz kommt AR beispielsweise bei Head-up-Displays (HUDs), die in aktuellen PKWs bereits fest integriert sind und dort sicherheitsrelevante Mehrwerte bieten. Dazu zählt etwa das Einblenden von Fahrzeuginformationen direkt an die Windschutzscheibe des Fahrers – ohne dass dieser den Blick von der Straße nehmen muss. Zusammen mit dem Sprachassistenten im Auto ist es somit möglich, „hands free“ auf aktuell relevante Informationen zuzugreifen.
Das gleiche Prinzip machen sich sogenannte Smart Glasses, also Datenbrillen zu Nutze. In einem durchsichtigen, integrierten Display oder einem Mini-Display, das quasi vor dem Auge „schwebt“, werden Informationen eingeblendet und per Sprachbefehl oder Gesten gesteuert. Hersteller wie Microsoft mit der HoloLens, Google mit der Google Glass, Epson mit der Moverio oder RealWear mit der HMT-1 haben solche Lösungen schon heute für Unternehmen im Portfolio.
Gerüchten zufolge arbeitet auch Apple an entsprechenden Lösungen – sowohl für VR als auch AR. Das zugehörige App-Framework veröffentlichte der Hersteller mit ARKit bereits 2017. Mittlerweile in der Version 4 bei Entwicklern und Nutzern angekommen, dürfte es nur noch eine Frage der Zeit sein, bis Apple die passende Hardware in Form von „Apple Glasses“ oder „Apple VR“ auf den Markt bringt. Ein zeitnaher Release von „Apple VR“ ist sogar sehr wahrscheinlich. Denn damit ist es möglich, relativ einfach mit Lösungen von Oculus oder HTC/VIVE zu konkurrieren.
„Apple VR“ könnte auch den Weg für „Apple AR“ in Form eines zugehörigen VR/AR AppStores ebnen. Das Zugpferd jeder Plattform heißt schließlich: Apps. Apps. Apps. Zusammen mit dem LiDAR Scanner kann das zweifelsohne ein spannendes Produkt werden.
Doch wie können Unternehmen die AR-Technologie über Smart Glasses einsetzen? Ein gutes Beispiel ist der Bereich Kundenservice von Maschinen- und Anlagenbauern. In Verbindung mit Apps wie Microsoft Teams oder Cisco Remote Expert sind deren erfahrene und geschulte Techniker, die aktuell während der COVID-19 Pandemie kaum reisen können, damit in der Lage, Kunden remote bei der Wartung von Maschinen und Anlagen zu unterstützen. Über das Thema hat kürzlich auch die Tagesschau berichtet.
KRONES – ein Weltmarktführer für die Planung, Entwicklung und Fertigung der Prozess-, Abfüll- und Verpackungstechnik – setzt dies heute schon um. Dabei nutzt KRONES die Datenbrille HMT-1 des Herstellers RealWear. Zunächst wird die HMT-1 einem Mitarbeiter des Kunden vor Ort bereitgestellt. Anschließend kontaktiert ein erfahrener Techniker von KRONES den Mitarbeiter über die Datenbrille, um diesen anzuleiten. Dabei sieht der Techniker über eine Kamera alles, was der Mitarbeiter vor Ort sieht. Neben der Sprachverbindung kann der Techniker dem Mitarbeiter auch Informationen über das Mini-Display einblenden. Dieses Display erscheint vor dem Auge des Mitarbeiters wie ein ca. 7 Zoll großes, „schwebendes“ Tablet.
Die HMT-1 von RealWear ist eine auf Android OS basierende Datenbrille, die zusammen mit einem Microsoft Teams oder Cisco Remote Expert Client für solche Szenarien genutzt werden kann. Unter anderem hat Microsoft zusammen mit RealWear einen Teams Client entwickelt bzw. optimiert, der sich vollständig mit Sprachbefehlen bedienen lässt. Dabei sind keine zusätzlichen Lizenzen erforderlich, um Teams für RealWear nutzen zu können. So sind Microsoft Teams-Lizenzen Bestandteil von Microsoft 365- und Office 365-Abonnements. Auch der Software-Support erfolgt wie gewohnt über Microsoft als Hersteller.
Sicher verwalten und anbinden lässt sich ein Gerät wie die HMT-1 über bestehende Mobile Device Management (MDM)-Systeme – zum Beispiel von MobileIron oder Microsoft Intune / Endpoint Manager. Auch die Vernetzung funktioniert über die bereits existierende UCC-Infrastruktur. Dies macht die Nutzung der Datenbrille um ein Vielfaches einfacher und sicherer. In Folge ist es möglich, ein standardisiertes Client-Design für die Datenbrille zu erarbeiten und dieses nahtlos in die unternehmensinterne Security- und Governance-Strategie für mobile Endgeräte zu integrieren.
Sie haben Fragen rund um die Themen Smart Glasses bzw. Datenbrillen oder möchten entsprechende Lösungen gerne testen? Dann wenden Sie sich gerne an ed.mo1733384981cnac@1733384981ytili1733384981bom1733384981.
Michael Schiefele
Senior Focus Sales Manager, CANCOM
Michael Schiefele arbeitet als Senior Focus Sales Manager bei CANCOM. Er ist auf Lösungen rund um die mobilen Plattformen von Apple, Google und Samsung spezialisiert und berät Kunden im Pre-Sales zu verschiedenen Lösungen im Portfolio des Apple & Mobility Competence Centers. Dazu zählen unter anderem die Themen Augmented Reality und Smart Glasses.
Mit seinen mehr als 10 Jahren Erfahrung und seinem Netzwerk in diesem Umfeld, schreibt Michael Schiefele auf LinkedIn und CANCOM.info über aktuelle Fokusthemen und Trends, die Kunden unterschiedlichster Branchen bewegen.