Frederic Werner (Team Leader DevOps bei CANCOM) im Interview
Die Container-Plattform Kubernetes ist in Unternehmen auf dem Vormarsch. Damit der Einsatz von Kubernetes zum gewünschten Erfolg führt, müssen Unternehmen allerdings einige Punkte beachten. Das betont Frederic Werner (Team Leader DevOps bei CANCOM). Welche Punkte das sind und wie CANCOM bei der Einführung von Kubernetes unterstützt, verrät er im Interview.
17. Oktober 2023
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Lesedauer: ca. 6 Min.
Bild: © Sergey Novikov/stock.adobe.com
CANCOM.info: Als Management-Plattform für containerisierte Anwendungen gewinnt Kubernetes in Unternehmen zunehmend an Bedeutung. Gerade in der Software- bzw. Anwendungsentwicklung wird Kubernetes immer beliebter. Woran liegt das?
Frederic Werner: Sie haben den Bereich Anwendungsentwicklung ja bereits angesprochen. Tatsächlich lässt sich die steigende Bedeutung von Kubernetes am besten erklären, wenn man die aktuellen Anforderungen in diesem Bereich betrachtet. Moderne Applikationen müssen unter hoher Last leistungsfähig bleiben und gleichzeitig flexibel angelegt sein. Um das zu erreichen, setzen immer mehr Firmen auf sogenannte Microservices, die in Containern verpackt werden. Das bedeutet: Statt Applikationen traditionell “als Ganzes” zu entwickeln, zerlegt man sie heute in einzelne Komponenten, die Microservices, die unabhängig voneinander entwickelt werden. Diese Vorgehensweise erhöht die Effizienz und Geschwindigkeit in der Anwendungsentwicklung erheblich. Gleichzeitig entstehen dadurch aber neue Herausforderungen – wenn es etwa um die Verwaltung und Sicherheit der Microservices geht.
CANCOM.info: Und diese Herausforderungen lassen sich mit Kubernetes lösen?
Frederic Werner: Exakt, sofern Kubernetes richtig eingesetzt wird. So bietet die Plattform eine containerzentrierte Managementumgebung, mit der Unternehmen beispielsweise die in Container verpackten Microservices automatisiert und sicher bereitstellen, skalieren oder protokollieren können. Dabei ist Kubernetes kein in sich geschlossenes System, sondern eine modular aufgebaute Open Source-Software – um die sich ein großes Ökosystem mit verschiedenen Herstellern gebildet hat. Folglich haben Unternehmen viele Optionen, die Plattform flexibel an ihre Bedürfnisse anzupassen.
CANCOM.info: Nehmen wir an, ein Unternehmen plant den Einsatz von Kubernetes im Betrieb. Welche zentralen Punkte gibt es hier zu beachten?
Frederic Werner: Grundsätzlich gilt: Kubernetes ist ein sehr komplexes Thema, das von Anfang an gut durchdacht sein sollte. Ganz wichtig ist zum Beispiel die Auswahl der Umgebung, auf der die Plattform später laufen soll.
CANCOM.info: Welche Umgebungen stehen konkret zur Auswahl?
Frederic Werner: Die Bandbreite an Möglichkeiten ist bei Kubernetes sehr groß: So kann die Plattform sowohl On Premises als auch in Cloud-Umgebungen – bis hin zu Hybrid und Multi Cloud-Szenarien – laufen. Selbst der Einsatz am Edge ist denkbar.
CANCOM.info: Das klingt nach einer schwierigen Entscheidung. Wie können Unternehmen die für sie optimale Umgebung ermitteln?
Frederic Werner: Hier spielen mehrere Faktoren eine Rolle. Zunächst sollten Unternehmen ihre Ausgangslage analysieren. Dabei sind unter anderem folgende Fragen relevant: Betreibt man ein eigenes Rechenzentrum? Oder bezieht man sämtliche Ressourcen über Managed Service Provider bzw. Plattformdienstleister? Wie ist das Firmennetzwerk aufgebaut? Ausgehend davon müssen Unternehmen evaluieren, welche Umgebung ihren Anforderungen am besten gerecht wird. Und dafür ist es vor allem nötig, das Thema Kosten heranzuziehen. Denn die richtige Umgebung für den Einsatz von Kubernetes zeichnet sich in erster Linie dadurch aus, dass Firmen ihre vorhandenen Ressourcen kosteneffizient und sinnvoll einsetzen können. Zusätzlich spielt natürlich auch das Thema Performance eine wichtige Rolle. Und zwar unabhängig davon, ob sie Kubernetes im lokalen Rechenzentrum oder über die Cloud ausführen möchten.
CANCOM.info: Welche weiteren Punkte gilt es neben der Umgebung zu beachten?
Frederic Werner: Von hoher Relevanz sind auch die Punkte Security, Compliance und Adoption. Bei den Themen Security und Compliance müssen Firmen nicht nur die Sicherheit der Plattform Kubernetes als solche betrachten, sondern auch, wie mit Kubernetes interagiert wird und welche Anwendungen darüber bereitgestellt werden. Entsprechend ist es notwendig, Security-Aspekte hinsichtlich der Anwendungsentwicklung und -architektur früh in die Planung miteinzubringen und diese eng mit den geltenden Compliance-Vorgaben zu verknüpfen. Beim Thema Adoption geht es darum, zu planen, wie Kubernetes nach der Einführung in den Regelbetrieb übergehen kann – und welche Schritte erforderlich sind, um die eigenen Entwicklerteams und Administratoren bei diesem Prozess optimal zu unterstützen.
CANCOM.info: Welche Schritte können das sein?
Frederic Werner: Ein wesentlicher Schritt ist das Thema Wissensaufbau und -transfer. Es gilt, die Know-how Träger im Betrieb zu identifizieren und herauszufinden, wie diese ihr Wissen weitergeben können. Jeder Firma muss sich bewusst sein: Kubernetes kann nur zum Erfolg führen, wenn die Mitarbeiter die Plattform auch bedienen können. Ein erfolgreicher Wissensaufbau und -transfer im Unternehmen ist dann erreicht, wenn die Mitarbeiter die Vorteile von Kubernetes kennen und spüren – und darüber hinaus bei der Plattformauswahl für neue Projekte sofort an Kubernetes denken.
CANCOM.info: Lassen Sie uns auf die Themen Security und Compliance kurz eingehen. Sie sagen, dass Unternehmen Security-Aspekte und Compliance-Vorgaben berücksichtigen müssen. Können Sie uns ein Beispiel nennen?
Frederic Werner: Ein typisches Beispiel sind Normen und Standards wie ISO/IEC 27001, die Kunden aufgrund ihres Geschäftsfelds zu erfüllen haben. Meist kommen firmenspezifische Security-Vorgaben hinzu. All dies ergibt einen großen und komplexen Anforderungskatalog an die IT-Landschaft und deren Prozesse.
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