Nachhaltigkeit in Unternehmen: Über die Bedeutung und Umsetzung der ESG-Kriterien
Das Thema Nachhaltigkeit wird für Unternehmen immer mehr zum Wettbewerbsfaktor. Kunden und Mitarbeiter erwarten heute, dass Firmen nachhaltig agieren. In diesem Kontext spielen die sogenannten ESG-Kriterien eine zentrale Rolle. Was sich dahinter verbirgt und inwiefern IT-Konzerne wie CANCOM und Apple das Thema Nachhaltigkeit vorantreiben möchten, lesen Sie im Beitrag.
Die Studienautoren von Gartner lassen keine Zweifel zu: Das Thema Nachhaltigkeit ist für Unternehmen heute unabdingbar, wenn sie in Zukunft konkurrenzfähig bleiben möchten. So gehen die Marktforscher in einer aktuellen Prognose – über die etwa die Fachzeitschrift „DataCenter Insider“ berichtet hat – davon aus, dass nachhaltiges Wirtschaften eine ähnlich disruptive Wirkung entfalten wird wie die industrielle Revolution oder die Digitalisierung. Um diese Form des Wirtschaftens zu erreichen, müssten Firmen unter anderem ihren CO2-Fußabdruck bei Produkten und Dienstleistungen signifikant verringern.
Zu einem ähnlichen Ergebnis kam Gartner bereits Ende 2020 – als die Marktforscher eine Umfrage zum Thema Nachhaltigkeit durchführten. Demnach erhöhen Kunden und Mitarbeiter zunehmend den Druck auf Unternehmen bzw. ihren Arbeitgeber, wenn es um die Durchführung von Nachhaltigkeitsmaßnahmen geht.
Tatsächlich spielt das Thema Nachhaltigkeit gerade in Deutschlands größten Wirtschaftsunternehmen heute eine wichtige Rolle. Das besagt die Studie „Sustainability & Leadership“ von Odgers Berndtson – ein weltweit führendes Unternehmen im Bereich Executive Search. So sei nachhaltiges Wirtschaften kein bloßes Lippenbekenntnis mehr, sondern wirklich gewollt: Drei Viertel der befragten Vorstände und Geschäftsführer hätten Nachhaltigkeitskriterien in die Unternehmensziele verankert, die Etablierung von Nachhaltigkeitsthemen sei inzwischen Chefsache. Wie aus der Studie hervorgeht, liegt die Herausforderung der Führungsetage nun darin, nachhaltiges Handeln stärker in die gesamte Organisation einzubringen. Hier gebe es noch Luft nach oben.
Nachhaltigkeit umfasst mehr als Ökologie
Damit Unternehmen das Thema Nachhaltigkeit in der Praxis vorantreiben können, müssen sie genau wissen, welche Facetten dieser Begriff umfasst. Hier kommen die sogenannten ESG-Kriterien ins Spiel. Diese teilen den Nachhaltigkeitsbegriff in drei unterschiedliche Dimensionen auf – und bieten anhand von Metriken zudem die Option, den Fortschritt für jede einzelne Dimension zu messen. Auf diese Weise lässt sich konkret ermitteln, was eine Firma im Bereich Nachhaltigkeit in der Praxis unternimmt.
Die drei Dimensionen der Nachhaltigkeit nach den ESG-Kriterien lauten:
Environmental
Diese Dimension dreht sich primär um ökologische Aspekte. Beispiele sind:
- Strategie zum Klimaschutz
- Schonendes Ressourcenmanagement
- Recycling
- Einsatz erneuerbarer Energien
- Minimierung von CO2-Emissionen
- Schonender Einsatz von Energie und Rohstoffen
Social
Hier stehen soziale Themen im Mittelpunkt. Unter anderem:
- Schaffung von gerechten Arbeitsbedingungen
- Achtung der Menschenrechte
- Zugang zu Weiterbildungen für Arbeitnehmer
- Investitionen in die Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz
- Ausschluss von Zwangs- oder Kinderarbeit
- Achtung der Privatsphäre der Mitarbeiter
Governance
Die letzte Komponente ist besonders auf die Unternehmensführung ausgerichtet. Faktoren sind beispielsweise:
- Verhinderung von wettbewerbswidrigem Verhalten, Korruption, Erpressung, Unterschlagung oder Bestechung
- Einhaltung der Compliance
- Risikomanagement
Nachhaltigkeit in der Unternehmenspraxis: die Beispiele CANCOM und Apple

Laut Apple werden Apple-Produkte wie der Mac möglichst nachhaltig konzipiert. Dabei spielen verschiedene Faktoren eine wichtige Rolle – wie die ressourcenschonende Produktion oder die sichere Nutzung (Bild: © bzak/pixabay.com).
Dass das Thema Nachhaltigkeit für Unternehmen inzwischen eine wesentliche Rolle spielt – und im Unternehmensumfeld längst angekommen ist – zeigt sich an den Beispielen CANCOM und Apple. So verfügen beide IT-Konzerne über ihre individuelle Nachhaltigkeitsstrategie – wobei sie diese jeweils mit verschiedenen, auf die ESG-Kriterien ausgerichteten, Maßnahmen umsetzen möchten. Welche Maßnahmen das sind, präsentiert die Redaktion von CANCOM.info in der Übersicht.
1. CANCOM
Über eine dedizierte Website können sich Kunden, Partner und Mitarbeiter über die Nachhaltigkeitsstrategie von CANCOM informieren. Die Strategie enthält konkrete Maßnahmen und Ziele und umfasst alle drei Dimensionen der ESG-Kriterien.
Environmental
CANCOM strebt an, bis 2027 CO2-neutral in Bezug auf die Scope 1 (direkte, vom Unternehmen verantwortete und kontrollierte Emissionen) sowie die Scope 2 (indirekte Emissionen aus eingekaufter Energie)-Emissionen zu wirtschaften. Dafür sollen als wesentliche Maßnahme die Scope 1 und Scope 2-Emissionen bis 2025 im Vergleich zu 2019 um 75 Prozent sinken.
Außerdem möchte der IT-Konzern bis zum abgelaufenen Jahr 2022 mehr als 95 Prozent des Stroms aus erneuerbaren Energien beziehen. Bereits heute würde CANCOM in Deutschland den überwältigenden Teil des eingesetzten Stroms aus Wasserkraft gewinnen.
Ein weiterer essenzieller Faktor seien die Themen IT-Remarketing und Recycling. So nehme CANCOM nicht mehr benötigte IT-Geräte in Zahlung, bereite diese auf und vermarkte diese im Auftrag des Kunden erneut. Dadurch ließe sich die Umwelt effektiv schonen, da die IT-Geräte nicht neu produziert werden müssten.
Falls die Geräte oder Produkte für die erneute Nutzung und Wiedervermarktung nicht mehr geeignet sind, ist das auch kein Problem – so der IT-Konzern. In diesem Fall würde CANCOM die entsprechenden Produkte in Zusammenarbeit mit Entsorgungspartnern recyceln und umweltgerecht entsorgen.
Social
Laut offizieller Nachhaltigkeitsstrategie wird CANCOM mindestens 5 Prozent des um Sondereffekte bereinigte Periodenergebnis in die externe Aus- und Weiterbildung der Angestellten investieren.
Zudem verpflichtet sich CANCOM in der eigenen Globalen Menschenrechtsrichtlinie zur Einhaltung und Förderung der Menschenrechte. Dazu gehöre unter anderem das Verbot von Kinder- und Zwangsarbeit sowie die Beseitigung von Diskriminierung im Arbeitsumfeld. CANCOM wähle Geschäftspartner und Lieferanten auch auf Basis der Menschenrechtsrichtlinie aus.
Nicht zuletzt stünden eine hohe Informationssicherheit sowie ein umfassender Datenschutz ganz oben auf der Agenda. Dies könne CANCOM etwa durch die eigenen, hochsicheren Rechenzentren gewährleisten.
Governance
Wie CANCOM hervorhebt, wird im Rahmen der Compliance engmaschig überprüft, ob Gesetze, Kodizes, Richtlinien und der Code of Conduct (Verhaltenskodex für Mitarbeitende) jederzeit eingehalten werden. Der IT-Konzern verfolge im Rahmen seiner Compliance einen Null-Toleranz-Ansatz und sanktioniere sämtliche Verstöße.
Außerdem gibt CANCOM jährliche Erklärungen zur Einhaltung der Standards des Deutschen Corporate Governance Kodex ab. Dieser enthält international und national anerkannte Standards rund um gute und verantwortungsvolle Unternehmensführung.
2. Apple
Ähnlich wie CANCOM verfolgt Apple im Bereich Nachhaltigkeit eine Strategie, die sich eng an den ESG-Kriterien orientiert. So veröffentlicht Apple unter anderem regelmäßig den ESG-Report, in dem alle drei Dimensionen ausgeführt werden.
Zusätzlich gibt Apple kontinuierlich Reports zum Thema Umweltschutz heraus, die die ökologischen Maßnahmen von Apple aufzeigen – sowohl im allgemeinen Kontext als auch konkret auf Apple-Produkte bezogen.
Environmental
Laut aktuellem Fortschrittsbericht zum Umweltschutz, über den beispielsweise das Handelsblatt berichtet hat, verfolgt Apple das Ziel der CO2-Neutralität bis 2030. Dies schließe auch die Nutzung der Apple-Lieferkette sowie der Apple-Produkte mit ein. Wie aus dem Fortschrittsbericht hervorgeht, sieht sich Apple auf einem guten Weg: Demnach konnten die weltweiten CO2-Emissionen in 2021 im Vergleich zum Jahr 2015 um 40 Prozent reduziert werden.
Einen wichtigen Anteil daran hätte die Nutzung erneuerbarer Energien. Nach eigenen Angaben versorgt sich Apple selbst seit 2018 vollständig mittels erneuerbarer Energien. Wie Apple betont, sollen auch die Zulieferer Schritt für Schritt auf fossile Energieträger verzichten. Tatsächlich hätten sich bereits 213 der wichtigsten Apple-Zulieferer dazu verpflichtet, die gesamte Apple-Produktion ausschließlich mit erneuerbaren Energien zu betreiben. Hierzu sagt Lisa Jackson, Vizepräsidentin für Umwelt, Politik und soziale Initiativen bei Apple, im Handelsblatt-Artikel: „Bis 2030 wollen wir unsere Lieferkette komplett auf saubere Energie umgestellt haben. Da wollen wir hin. Dabei geht es auch um Wettbewerb – wir fällen tagtäglich Entscheidungen über unsere Supply Chain.“
Eine weitere zentrale Rolle spielt laut Fortschrittsbericht das Recycling. In 2021 seien bereits 20 Prozent aller Materialien, die Apple für die eigenen Produkte ausgeliefert hat, aus recycelten Quellen gekommen – wobei dieser Anteil schrittweise gesteigert werden soll. Zum Beispiel bestehe das Gehäuse von MacBook Air, Mac mini oder allen iPad-Modellen schon heute zu 100 Prozent aus recyceltem Aluminium.
Social
Wie Apple hervorhebt, setzt sich der IT-Konzern für die Einhaltung der Menschenrechte, Inklusion, Barrierefreiheit, Diversität, Gleichberechtigung und Gleichstellung ein. Auch die Bereiche Datenschutz und Sicherheit rücke Apple in den Fokus. Indes würde Apple auch von den Zulieferern erwarten, dass sie all diese Aspekte erfüllen.
In Bezug auf die Barrierefreiheit würden Apple-Produkte wie der Mac eine Vielzahl von Funktionen aufweisen, die jedem Benutzer die gleichen Möglichkeiten der Bedienung ermöglichen sollen. Dazu zähle etwa die Option, die Helligkeit oder die Größe der Texte individuell an die Nutzerbedürfnisse anzupassen. Weiterhin ließen sich die Devices mittels Sprachsteuerung (Voice Control) als Alternative zur klassischen Bedienung steuern oder der Inhalt des Bildschirms in eine Audio-Beschreibung übersetzen.
In Bezug auf Gleichberechtigung und Gleichstellung lege Apple etwa großen Wert auf die gerechte Bezahlung unabhängig von Geschlecht oder Herkunft. Zudem hat Apple im Juni 2020 in den USA eine Initiative zur Gleichberechtigung und Gleichstellung von Menschen unterschiedlicher Herkunft gestartet. Ursprünglich auf 100 Millionen US-Dollar datiert, umfasst die Initiative nach zweimaliger Aufstockung inzwischen ein Volumen von 155 Millionen US-Dollar.
In Bezug auf Datenschutz und Sicherheit konzipiere der IT-Konzern seine Geräte wie den Mac auf eine Weise, dass möglichst wenig Nutzerdaten auf den Geräten erfasst und verarbeitet werden. Zusätzlich würden die Devices eingebaute Sicherheitsmaßnahmen auf Chip-Ebene bieten, die die Daten von Nutzern und Unternehmen umfassend absichern.
Governance
Apple verfügt über ein Risikomanagement-Programm, das Risiken verschiedener Art identifizieren, bewerten, überwachen und vermindern soll. Dazu gehören neben finanziellen, operativen, rechtlichen und regulatorischen Risiken auch Compliance- und Reputationsrisiken – inklusive kartellrechtlicher Fragen, um wettbewerbswidriges Verhalten oder Korruption im Betrieb zu unterbinden.
Außerdem hält Apple jährlich aktualisierte Online Business Conduct-Schulungen für Mitarbeiter ab, die unter anderem die richtige Verhaltensweise am Arbeitsplatz bei Interessenskonflikten oder bei Geschenken vermitteln sollen. Nach Angaben des IT-Konzerns haben vergangenes Jahr 98 Prozent aller Mitarbeiter diese Schulungen abgeschlossen.
Fazit
Das Thema Nachhaltigkeit ist aus der heutigen Unternehmenswelt nicht mehr wegzudenken. So wird von Kunden und Mitarbeitern inzwischen erwartet, dass das jeweilige Unternehmen nachhaltig agiert. Und auch in den Unternehmen selbst besteht gerade auf Führungsebene ein echter Wille, nachhaltiger zu wirtschaften.
IT-Konzerne wie CANCOM und Apple möchten dies mit verschiedenen Initiativen und Maßnahmen umsetzen. Dabei richten sich beide Konzerne nach den sogenannten ESG-Kriterien – die den Bereich Nachhaltigkeit in eine ökologische (Environmental), soziale (Social) und auf die Unternehmensführung bezogene (Governance) Ebene aufteilen. Zu den wesentlichen Nachhaltigkeitszielen und -maßnahmen von CANCOM und Apple gehören die Reduktion der CO2-Emissionen bis hin zur CO2-Neutralität, die ausschließliche Nutzung erneuerbarer Energien, die Einhaltung und Förderung der Menschenrechte sowie die durchgängige Erfüllung von Compliance-Vorgaben.
Weitere Informationen zu den Nachhaltigkeitsmaßnahmen von Apple finden Sie hier.
Zur offiziellen CANCOM-Website rund um das Thema Nachhaltigkeit geht es hier.
Quelle Titelbild: © anncapictures/pixabay.com