Jochen Borenich (Chief Sales Officer, CANCOM) im Interview
Seit der Übernahme des österreichischen IT-Dienstleisters K-Businesscom durch CANCOM im April 2023 steht eines ganz oben auf der Agenda: das Zusammenwachsen der beiden Unternehmen. Jochen Borenich verkörpert dieses Zusammenwachsen regelrecht. Denn als ehemaliges Vorstandsmitglied von K-Businesscom ist er seit August 2023 als Chief Sales Officer (CSO) Mitglied des CANCOM Vorstands. Im Interview führt er aus, welche Themen für Kunden in diesem Jahr eine wesentliche Rolle spielen – und wie CANCOM sie mit seinem breiten Portfolio dabei unterstützt. Dabei geht der CSO auch auf die Erweiterung des CANCOM Portfolios durch die Integration von K-Businesscom (seit 1. Januar 2024: CANCOM Austria) ein.
13. Februar 2024
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Lesedauer: ca. 9 Min.
CANCOM.info-Redakteur Christian Schinko (links) im Gespräch mit Jochen Borenich (rechts), der seit August 2023 dem CANCOM-Vorstand als Chief Sales Officer angehört (Bild: © CANCOM).
CANCOM.info: Seit rund einem halben Jahr sind Sie nun als CSO bei CANCOM tätig. Haben Sie sich in Ihrer neuen Position schon eingelebt?
Jochen Borenich: Ja, das war ehrlich gesagt nicht schwer. Kulturell ist der Sprung von Österreich nach Deutschland nicht groß. Und auch geschäftlich kenne ich Deutschland sehr gut: So habe ich in der Vergangenheit schon für deutsche Unternehmen gearbeitet und viel Zeit in Stuttgart und Bonn verbracht. Entsprechend ist es mir relativ leicht gefallen, in meiner neuen Position anzukommen – auch wenn der deutsche Markt im Vergleich zu Österreich deutlich größer und das Portfolio von CANCOM nochmal breiter ausfällt als bei K-Businesscom.
CANCOM.info: Was gehört zu Ihren Hauptaufgaben als CSO?
Jochen Borenich: In meinem Verantwortungsbereich liegen unter anderem die Bereiche Vertrieb mit Professional Services, Marketing mit Partner-Management sowie die Competence-Center mit dem Portfolio-Management. Dabei ist mir wichtig, dass wir als CANCOM markt- und kundennah agieren.
CANCOM.info: Das Jahr 2024 ist ja noch relativ jung. Wenn Sie auf die kommenden Monate blicken: Welche Themen werden für die Kunden in diesem Jahr eine wesentliche Rolle spielen?
Jochen Borenich: Wir sehen fünf große Themen für dieses und die kommenden Jahre: Artificial Intelligence, IoT, New Work – also alles rund um den Wandel in der Arbeitswelt – Cloud und Cybersecurity. In allen fünf Bereichen sind wir mit unserem Portfolio sehr gut aufgestellt und können die Kunden umfassend unterstützen. Zumal wir mit der Aufnahme des IT-Dienstleisters K-Businesscom, der seit diesem Jahr offiziell „CANCOM Austria“ heißt, in den CANCOM Konzern unser Portfolio zusätzlich stärken konnten. Dies trifft insbesondere auf die Bereiche Artificial Intelligence (AI), Cybersecurity und IoT zu.
CANCOM.info: Könnten Sie das genauer ausführen?
Jochen Borenich: Im Bereich AI profitieren die Kunden davon, dass K-Businesscom viel Entwicklungs-Know-how und Praxiserfahrung mitbringt. Dies ergänzt die starken Infrastrukturpartnerschaften von CANCOM, wie mit NVIDIA, optimal. Das Ergebnis ist, dass wir als CANCOM die Kunden bei der Einführung von AI-Lösungen nun ganzheitlich unterstützen können – und zwar von der Beratung über die Definition passender Use Cases bis hin zum Betrieb. Im Bereich IoT profitieren die Kunden insbesondere von der hohen Netzwerkkompetenz von K-Businesscom, die das ohnehin schon umfassende Know-how von CANCOM zusätzlich erweitert. Damit können wir ihnen jetzt noch besser bei IoT-Themen helfen – und das branchenspezifisch.
CANCOM.info: Welche IoT-Themen sind das zum Beispiel?
Jochen Borenich: Die Bandbreite reicht von der intelligenten Vernetzung in der Produktion über die Anwendung von IoT in der Energiewirtschaft – hier haben wir übrigens eine eigene Plattform im Portfolio – bis hin zu konkreten Netzwerktechnologien wie 5G und WiFi 6.
CANCOM.info: Sie haben erwähnt, dass Sie im Bereich der Energiewirtschaft über eine eigene Plattform verfügen. Was muss man sich konkret darunter vorstellen?
Jochen Borenich: Konkret handelt es sich um eine Energieplattform, die kontinuierlich Smart Meter-Daten sammelt und auswertet. Dabei handelt es sich um Daten, die durch intelligent miteinander vernetzte Zähler generiert werden. Auf Basis der Datenauswertung können dann beispielsweise Prognosen für die Netzauslastung erstellt, die Netzplanung optimiert oder der Stromverbrauch gesenkt werden.
CANCOM.info: Und CANCOM kann diese Plattform auf Wunsch dann beim Kunden implementieren?
Jochen Borenich: So ist es. Das Beispiel Energiewirtschaft zeigt übrigens, dass IoT-Lösungen eine wichtige Rolle dabei spielen, Nachhaltigkeitsziele zu erreichen. Und das Erreichen dieser Ziele wird für unsere Kunden in diesem und in den kommenden Jahren immer wichtiger werden.
CANCOM.info: Lassen Sie uns näher auf AI oder auf Deutsch auch KI eingehen. Welche Facetten rund um dieses Thema werden für Kunden in diesem Jahr besonders relevant werden?
Jochen Borenich: Ganz klar der Bereich Use Cases. Dass AI-Technologie für den künftigen Unternehmenserfolg entscheidend ist, haben die meisten Unternehmen erkannt. In diesem Jahr geht es verstärkt darum, mögliche Potenziale von AI-Lösungen zu ermitteln und geeignete Anwendungsbereiche zu identifizieren. Denn eines muss man immer vor Augen haben: Kunden können von der Einführung von AI nur profitieren, wenn sie die Lösungen richtig einsetzen. Um sie dabei zu unterstützen, führen wir mit ihnen einen sogenannten Discovery Workshop durch. Erst wenn geeignete Use Cases ermittelt wurden, gehen wir die nächsten Schritte bis zur praktischen Einführung der AI-Lösungen an.
„Eine Investition in die Digitalisierung ist heute in hohem Maße eine Investition in AI.“
Jochen Borenich, Chief Sales Officer, CANCOM
CANCOM.info: Das klingt nach einem komplexen Prozess, der Zeit und Kapazitäten bindet. Nicht jedes Unternehmen hat die Ressourcen dafür. Andererseits: Können Unternehmen das Thema AI auch ignorieren?
Jochen Borenich: Davon würden wir Firmen dringend abraten. Eine Investition in die Digitalisierung ist heute in hohem Maße eine Investition in AI. Wer AI-Technologie zielführend einsetzt, hat dadurch einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil. Das hat, wie gerade erwähnt, glücklicherweise die überwältigende Mehrheit der Unternehmen erkannt. Entsprechend geht es in unseren Gesprächen mit den Kunden nicht mehr darum, die grundsätzliche Bedeutung von AI-Technologie aufzuzeigen, sondern passende, individuelle Use Cases zu ermitteln. Bei einigen Kunden sind wir sogar schon in der Phase, AI-Lösungen tatsächlich im Betrieb einzusetzen.
CANCOM.info: Sie sagen, die Ermittlung passender Use Cases ist für den Erfolg von AI-Projekten entscheidend. Wie könnte ein klassischer Use Case aussehen?
Jochen Borenich: Ein typischer Anwendungsfall ist der Einsatz generativer AI-Technologie am Arbeitsplatz. Richtig angewandt können Unternehmen damit ihre Produktivität deutlich steigern und gleichzeitig ihre Mitarbeiter entlasten. Erst jüngst hatten wir beispielsweise einen Fall, in dem einer unserer Kunden durch die Nutzung von AI den Bearbeitungsprozess von Ausschreibungen enorm beschleunigen konnte. Traditionell kann ein solcher Prozess sehr aufwendig sein: Nicht selten umfassen Ausschreibungen hunderte von Seiten, die man erst durchforsten muss, um die benötigten Informationen herauszufiltern. Dies kann viel Zeit und Ressourcen kosten. Wer aber AI-Technologie einsetzt – wie unser Kunde – kann sich Ausschreibungen automatisiert zusammenfassen lassen. Auf diese Weise kann sich der Kunde deutlich schneller und mit deutlich weniger Aufwand ein Bild von der jeweiligen Ausschreibung machen. Dieses Beispiel zeigt: AI wird den Arbeitsalltag signifikant beschleunigen und verändern.
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